KULTUM | in dieser Woche: 20 Jahre Ensemble Zeitfluss: MO, 11.11., 19.30 Uhr | Doppelte Gäste: Elke Laznia und Olga Martynova: FR, 15.11. | Lesungen und Gespräche ONLINE zum Nachhören
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Ein besonders schöner Lyrik-Abend erwartet Sie am Freitag, den 15. November 2024 (19 Uhr): "dich morgens wecken, wenn Gott will" steht über der Lesung von Elke Laznia die mit  ihrem Gedichtband „fischgrätentage“ auf der Shortlist des Österreichischen Buchpreises 2024 steht, geschrieben. Die Autorin ist gemeinsam mit Olga Martynova, Trägerin des Ingeborg Bachmannpreises 2012, bei Barbara Rauchenberger in der Reihe "Doppelter Gast" zu Gast: Es geht um Trauer, um das Abschied-Nehmen von geliebten Menschen. Es geht darum, dem Sterben eine Sprache zu geben. Es sind ganz besondere Texte.
Das Gespräch führt Helwig Brunner.

 
Olga Martynova 
Foto: Alberto Novelli | Villa Massimo
 
Elke Laznia
Foto: Miriam Laznia
 

Die Lebenden sind weg,/selbst die Bussarde./
Nur ich bin da und die Weinstöcke/und du und Heinrich von Kleist.
(Olga Martynova)

Auch Olga Martynovas Gedichtband „Such nach dem Namen des Windes“ (S. Fischer, 2024) tastet sich über den Rand des Lebendigen hinaus und eröffnet mit der literarischen Tradition einen orphischen Raum für Trauer und Verlust, Krieg und Befragung, Wut und Bewunderung. Sie legt ein zutiefst berührendes dichterisches Zeugnis ab, nicht zuletzt, weil es ihr erster Gedichtband ist, den sie nach dem Tod ihres Mannes Oleg Jurjew, nicht mehr in russischer Sprache schrieb.

Herzzerreißend sind diese Begegnungen und reichen von nacktem rohem Schmerz bis zu sublimierter Verarbeitung von Trauerbewältigung und Trost. „Wir waren einander Mond und Sterne, Wein und Brot, Erde und Feuer, Wasser und Luft, Glatteis und Rad, Minuten und Zifferblatt, Regen und Wurm, Fliegen und Frösche, Bau-, Gold- und Jauchegruben, Funktürme und Turmfalken, Ekzem und Balsam, Krähe und Aug, Durst und Suff, U-Bahnen und Eselsbrücken. Es gebe all das nicht mehr, wollte ich sagen, aber alles ist komischerweise noch da, voneinander getrennt, doch ineinander verfangen (wie wir jetzt), todsicher beides.“

Unermüdlich klopfen ihre Gedichte die Welt ab auf der Suche nach Überbleibseln, Abbildern, Wiedergängern und Reinkarnationen, stellen existentielle Fragen nach dem, was bleibt. Wach, geduldig und ohne Erwartungen will dieser Band gelesen werden. Dann wird er zum großen Leseglück und zu einer wahren Erweiterung im Labyrinth des Lebens.

 

einer sollte die Blätter/von deinem Kalender reißen/wenn die Tage vergehen
(Elke Laznia)

Abschied nehmen von einem geliebten Menschen, sich mit seinem langsamen Verschwinden befassen, dem Sterben eine Sprache geben – das steht im Zentrum von Elke Laznias „fischgrätentage“ (müry salzmann, 2024): „wir kennen die Eigennamen der / Gesichter und Gesten von heute (…) müssen aber Worte finden für das / Ende das Sterben artikulieren / den Tod aussprechen zu Beginn“. Elke Laznias Sprache ist rhythmisch und musikalisch, sie findet unerwartete und eindrückliche Bilder und füllt so eine Lücke für das, was wir im Alltag oft nur schwer beschreiben können.

Mit wenigen Strichen evoziert sie ein facettenreiches Familientableau und erkundet in ihren Gedichten das Nebeneinander von zärtlicher Nähe und alten Verletzungen, die im Zwischenmenschlichen hausen. Auch liebevolle Pflege und der Ekel vor körperlichem Verfall schließen einander in Elka Laznias lyrischen Erkundungen keinesfalls aus. Selten wurde das schwierige Thema, eine nahestehende Person zu pflegen, das lange Abschiednehmen, die Trauer der Nachkommen und die familiären Verwerfungen, die das Beisammensein zutage fördert, so empathisch und vorurteilsfrei in eine Sprache gesetzt, bei der jedes Wort sitzt und jedes Bild nachwirkt. Und bei all dem finden die Gedichte auch Raum für hoffnungsfrohe Erinnerungen und singen eine Ode an das Leben.

 


 

Am Montag, den 11. November feiert im Minoritensaal das Ensemble Zeitfluss sein 20-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass lädt das Ensemble zu einem Festkonzert ein, das zugleich dem 70er des Komponisten Beat Furrer gewidmet ist.
Es werden vom Ensemble Zeitfluss (Dirigent: Edo Micic) die Uraufführungen von Anselm Schauflers "Klarinettenkonzert", von Hannes Kerschbaumers "anticlinal flux" und Florian Geßlers "Am Saum der Dinge" gespielt.
Darüberhinaus wird Beat Furrers "Still" (1998) und Tasos Stylianous "Vrontigotrafigos" zur Aufführung kommen.
Arnold Plankensteiner spielt die Solo-Klarinette, Szilard Bene das Glissotar.

Im Namen von Benedikt Alphart und Barbara Rauchenberger lade ich Sie herzlich zu den Veranstaltungen in Neuer Musik und Literatur ein – und natürlich in die Ausstellung!

Einen schönen Sonntag und eine schöne Woche!

 

Ihr Johannes Rauchenberger

 


 

Heute, am 9. November, ist der Gedenktag der sogenannten "Reichskristallnacht". Die Ausstellung "AUSLÖSCHUNG" von Zlatko Kopljar ist auch ein Beitrag zu diesem Gedenken – die ganze Zeit über, aber in diesen Tagen, wo so grausame Dinge passieren, besonders: Die Ziegel in K19 im Hof vor dem Minoritensaal sind von ehemaligen Häftlingen im Konzentrationslager Jasenovac hergestellt worden. In zahlreichen weiteren Werken hält Kopljar die Auseinandersetzung mit Krieg, Vernichtung und Versöhnung aufrecht – aber er transzendiert sie auf eine ganz besondere Weise. 

Die Schau ist von Dienstag bis Samstag von 11–17 Uhr und am Sonntag von 14 bis 18 Uhr (neu!) zu sehen. Das Ausstellungsmagazin (28 Seiten) erhalten Sie analog auch an der Kassa zur Ausstellung. (Eintritt: € 8,–/5,–). Ein Hinweis: Die nächste Kuratorenführung, die zeitgleich ein Künstlergespräch ist, findet am SA, den 23. November um 11.15 Uhr statt.


 


 


 

Highlights aus den letzten Wochen – in unserem YOUTUBE-Kanal

 

Die Lesungen von Gundi Feyrer und Dieter Sperl (6.11.)  zum Nachhören >>

 


 

Die Lesung von  Gerhard Rühm (18.10.) zum Nachhören >>

 


 

Das Gespräch mit Otto Kallscheuer über PAPST und ZEIT (24.10.)  zum Nachhören >>

 


 

Die Lesungen von Thomas Kunst und Ulrich Koch (7.10.) zum Nachhören

 


 


 

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