Frühlingsausstellung von Guillaume Bruère: DEAD & ALIVE. Alte Meister
Der Künstler wuchs in seiner Heimat Frankreich klassisch säkularisiert ohne christliche Erziehung auf. Religion kam auch im Studium nicht vor. Er fand erst nach intensiven Museumsbesuchen einen Zugang zum Christentum, das ihn als genauen Beobachter expressiver Maltraditionen zu faszinieren begann.
„Ich getraue mich eigentlich zu sagen, dass ich es der Malerei verdanke, dass ich begonnen habe die Frage nach Gott überhaupt stellen zu können. Malerei, so betrachtet, verstehe ich für mich auch als Werkzeug, ohne das ich auch spirituell verloren wäre. In der konkreten Beziehung mit der Kunst wurde dieser Aspekt für mich viel konkreter. Die Epoche, zu der ich aber nach und nach Gefallen fand, ist eben eine, in der es sehr um religiöse Motive geht, also das späte Mittelalter. Ich konnte mich mit religiösen Motiven eigentlich unvoreingenommen auseinandersetzen. Mir ging es zunächst verstärkt um die Epoche, dadurch konnte ich mit diesen Motiven etwas anfangen, ich hatte einfach keine Scheu, weil ich sie ja nicht kannte",
so Guillaume Bruère.
Museumsbilder
„Ich bin da, und es malt in mir“, sagt er über den Malakt vor Originalen im Museum, in dem er sich ganz der Unmittelbarkeit hingibt und in dem sein Auge in die malende Hand zu wandern scheint. Der Malprozess wird zu einem innigen Prozess zwischen dem Künstler und den Dargestellten, die ihm förmlich aus den Bildern zuzurufen scheinen. Bruère zeichnete in großen europäischen Museen wie in Zürich, Karlsruhe, Stuttgart, Berlin und 2018 im Zuge der Ausstellung "Glaube Liebe Hoffnung" im Kunsthaus Graz und KULTUM (800 Jahre Diözese Graz-Seckau). „Als der französische Künstler Guillaume Bruère im Februar desselben Jahres allein in der Alten Galerie zeichnet, kommt es zu einem intimen und bis zur fast völligen körperlichen Erschöpfung geführten malerischen Gespräch zwischen Statuen, Bildern und Künstler, so als ob die sechs-, sieben-, achthundert Jahre dazwischen aufgehoben wären“, so Johannes Rauchenberger. Einige der 40 entstandenen Zeichnungen sind nun Teil des KULTUM-Depots. Online zugänglich sind diese im virtuellen MUSEUM RAUM 02 des KULTUM, der sich der Fragilität von Wahrheit widmet: „Glauben bedeutet keineswegs an etwas zu glauben“. Und was ist vom Beitrag, den gerade das Christentum dazu geleistet hat, am Beginn des XXI. Jahrhunderts teil-, erzähl- und vermittelbar?
Bereits 2015 war Guillaume Bruére in Graz zu Gast, zeichnete in einer öffentlichen Performance Flüchtlingsportraits, die später im Deutschen Historischen Museum in Berlin und in Brüssel zu sehen waren. Im KULTUM wurde Bruère in der Ausstellung Flüchtlingsportraits/Portraits of Refugees“ (2016), „reliqte, reloaded: Zum Erbe christlicher Bildwelten heute” (2015/16) und „VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel“ (2017) gezeigt.