Presseführung durch die Ausstellung | 1. Juni, 11 Uhr
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich möchte Sie sehr herzlich zum zweiten Programmpunkt unseres „ATEM-Schwerpunkts“ einladen. Den ersten haben wir am Freitag vor Pfingsten mit „HIERHIN, ATEM“ als Pfingstvigil erlebt: Drei Uraufführungen in Neuer Musik auf der Basis eines Auftragstextes von Margret Kreidl standen u.a. auf dem Programm: Es war ein überaus gelungener Auftakt.
EINATMEN – AUSATMEN ist nun die große Ausstellung, die wir am 2. Juni eröffnen. Sie ist vor allem eine künstlerische Reflexion auf diese eigentlich unfassbare Zeit, die wir alle erlebt haben. Sie ist zutiefst existenziell, aber auch schneidend kritisch und analytisch, was die derzeitige gesellschaftliche Entwicklung angeht. Wir brauchen auch für diese Erneuerung die Kunst. Unbedingt.
Ich habe die Chefkuratorin des Kunsthauses Graz, Katrin Bucher Trantow eingeladen, mit mir diese Ausstellung zu kuratieren, die gleichzeitig auch eine „Eröffnungsausstellung“ für das neu renovierte Minoritenzentrum sein wird. Wir versammeln dabei mehr als ein Dutzend Künstlerinnen und Künstler, deren Werke tief existenzielle Beiträge zum Atem und zur Atemnot ebenso zur Anschauung bringen wie künstlerische Statements in einer zunehmend den Atem verlierenden Gesellschaft.
Kathrin Bucher und ich laden Sie als KuratorInnen am 1. Juni um 11 Uhr herzlich zur Presseführung durch die Ausstellung ein, die beginnend mit dem Mariahilferplatz und dem Kreuzgang („Einen Windstoß für Eden, ein Seufzen für Mariahilf“) über das Refektorium im Franziskussaal („Das Einlassen oder die Fragilität der Osmose“), den Südgang („Corona und eine Gesellschaft der Anpassung“) zum Westgang der Galerie („Atem als Lebensspender“) und zum Cubus („Letzter Atem“) führt und in der Mariahilferkirche mit einem Epilog zum Erinnern endet.
Mehr Infos, sowie unseren Text zur Ausstellung finden Sie unter: www.kultum.at/einatmen-ausatmen
Die Ausstellung ist aber nicht nur eine künstlerische Reflexion auf die Corona-Zeit, sie arbeitet mit der noch vorhandenen Baustelle im historischen Gebäude des Minoritenklosters, die fast auf den Tag genau mit dem Ausbruch der Coronakrise begonnen hat und im Herbst vorerst zu Ende geht. Die Ausstellung zieht (sich) durch das gesamte Gebäude und endet in der Mariahilferkirche. (Im Herbst wird sie sich erneut verändern.)
Wo Vorhänge wehen, um einen Windstoß auszuatmen, lässt sie das Gebäude buchstäblich seufzen, Notausgänge freilegen, Entspannungsorte schaffen. Sie lädt auf dem Smartphone nach Eden ein und zeigt Wege auf, dem Kontrolldruck zu entkommen und sich von einer inneren Atemnot zu befreien. Sie legt Atemlosigkeiten, mit denen wir uns in dieser Zeit abgefunden haben, frei. Sie geht aber vor allem besonders sensibel mit den Lebensmomenten um, in denen der Atem zum bewussten Lebenszeichen wird: Auch Liebeshauch, Atemnot und letzter Atem weben sich in die Erzählungen hinein. Nicht nur sichtbar, sondern vor allem auch hörbar und in seiner Verbundenheit mit der sozialen, politischen und physischen Hülle erfahrbar, werden sie als Kunst transzendiert. Sie zu erleben setzt unsere physische Anwesenheit voraus. Und mit ihr diesen historischen Ort der Minoriten im Zentrum von Graz neu zu erfahren.
Am 2. Juni um 18 Uhr findet die offizielle Ausstellungseröffnung statt. EINATMEN – AUSATMEN reicht weit hinein in den Herbst (baustellenbedingte, temporäre Schließung im August) – erfreulicherweise auch in den steirischen herbst.
Ein Ausblick zum Schluss: Am 12. November schließlich findet der Schwerpunkt des KULTUM zu ATEM seinen Abschluss im neu renovierten Minoritensaal: Es werden zu ATEM geschriebene Texte von Felicitas Hoppe, Margret Kreidl, Christian Lehnert und Arnold Stadler zu hören sein und eine diskursive Publikation zum Gesamtprojekt vorgestellt.
Ihr
Johannes Rauchenberger