Unser November-Dezember-Programm: Willkommen!
Selbst die „Papstabteilung“ unserer Ausstellung ist nicht etwa ein kuratorischer Jux, sondern wurde sogar bis nach Rom wahrgenommen – in einer Vorlesung in der Gregoriana, der päpstlichen Universität, (die auch online in unserem Youtube-Kanal nachzuhören ist). Jedenfalls: Diese Art der Zusammenarbeit von acht Institutionen in sechs Ausstellungen war wunderbar und hat wirklich Signalcharakter für das kulturelle Zusammenleben unserer Stadt, es ist, wie man das heute mit Realisierungsindikatoren bemisst, ein großer Erfolg.
Aber (Glaubens-)Propaganda hat immer auch mit einem Schrecken zu tun. Nicht nur, dass selbst heute damit, wie in Moskau, Krieg, oder wie im Iran oder im Pakistan, brutalste Unterdrückung legitimiert werden. Es ist nicht so lange her, dass das bei uns auch noch der Fall war. Die Rückseite dieser Programmzeitung, ein Ausschnitt aus unserer Ausstellung, legt die Wurzel plakativ offen: Sie lag am Anfang der Erfolgsgeschichte des Christentums, als Kaiser Konstantin die Vision des „In hoc signo vinces“ hatte. Die Gewaltseite der Religion lässt sich auch aus den Glaubenskriegen unseres Kontinents nicht löschen – auch wenn daraus am Ende schönste Kunst geworden ist: Auch das ist ein Teil der Geschichte dieser Ausstellung. Und es ist Teil der Geschichte der so erfolgreich begonnenen Veranstaltungsserie „Kunst im Krieg“, für die wir für die UNI Graz Gastgeber sind. Nach den beiden ersten Vorlesungen von Rainer Kampling über den „Herrenberger Altar“ und von Katrin Bucher Trantow, die Propaganda und Widerstand mit anschaulichen Beispielen auseinandergeklaubt hat – Sie können die Veranstaltungen auch online nachhören –, setzt Historiker und KULTUM-Diskurs-Kurator Florian Traussnig seine „Fall-Studen zu Propagandakunst im Krieg“ am 9. November fort. Heinke Fabritius, Kulturreferentin am Siebenbürgischen Museum, erläutert am bekannten Wiener Portrait von Kara Mustafa am 23. November die Techniken der „Repräsentationen des Feindes“. Und Godehard Janzing, Kunsthistoriker an der Uni Marburg, blickt am 14. Dezember auf die graphische Gewalt, mit der Francisco de Goya napoleonische Kriegsverbrechen anklagte. Die Serie geht im Jänner weiter!
Vorher gibt es Kuratorenführungen in der Ausstellung mit besonderen Schwerpunkten – ich habe diese einfach mit Hashtags gekennzeichnet. Unter #KUNST #FUNDIS #CARITAS #HILFE #PROPAGANDA #FAHNEN #REFORMEN #HELP #SPIEL #FEST #POLITIK #DUBISTNICHTALLEIN #IMAGEKAMPAGNE #SELBSTKRITIK sind Gäste – mit einer einzigen Ausnahme (der neuen Caritas-Direktorin) sind es alles Beiträger*innen in dieser Ausstellung – geladen, die zu den unterschiedlichen Aspekten die Kuratorenführung bereichern werden: zweintopf (Eva Pichler und Gerhard Pichler) am 12. November, Nora Tödtling-Musenbichler am 19. November, Hannes Priesch am 3. Dezember, Alois Neuhold und Georg Plank am 17. Dezember, Harald Baloch und Katrin Leinfellner am 28. Dezember und schließlich Michael Neubacher am 13. Jänner. Natürlich können Sie als Gruppe oder Schulklasse auch ganz „normale“ Führungen durch die Ausstellung buchen!
Kontroversiell verspricht auch der von Michael Petrowitsch moderierte (und organisierte) Abend mit Bazon Brock am 7. November zu werden, der anlässlich der documenta 15 gegen die „Herrschaft des Kulturalismus in Künsten und Wissenschaften“ warnt.
Gleich drei Veranstaltungen hat Kathrin Kapeundl für unser Junges Publikum geplant – schnell reservieren, sie sind schon fast alle ausgebucht!
KONTRAPUNK (ohne T und mit dem Ensemble Zeitfluss) lautet das große Herbstkonzert des Ensembles, der dem Minoritensaal am 9. November eine deutlich andere Note verleihen wird. An dieser Stelle ist Christoph Renhart aufs allerherzlichste zu danken, der die Sparte Neue Musik im KULTUM in den letzten fünf Jahren sehr erfolgreich und mit großer Verve geleitet hat. Er wird sich verstärkt der Lehrtätigkeit widmen und übergibt Anfang nächsten Jahres den „Stab“ an den jungen Komponisten Benedikt Alphart, den wir jetzt schon herzlich willkommen heißen! Bei den Blumenbergtagen, die Sie auch online nachhören können, hat er mit einer wunderbaren Komposition brilliert. Danke, lieber Christoph, für deine Kompetenz, deine Verlässlichkeit und deine Kollegialität!
Herzlichst: Ihr Johannes Rauchenberger