In seinen Frühlingsausstellungen 2016 nahm das KULTUM die 2015 hierzulande ausgebrochene Flüchtlingskrise zum Anlass, mit den Mitteln der Kunst ein (Gegen-)Statement zu setzen, das sich dem Schmerz und der Passion dieser Menschen näherte und am "Antlitz des Anderen Verantwortung" (E. Lèvinas) spüren ließ. Jedenfalls aber eine andere Blickrichtung öffnete, die später, von der Sprache der Politiker mächtig unterstützt, sich immer mehr verengte und dieses Land zusehends nach rechts abdriften ließ. Schon ein Jahr zuvor (Jan/Feb 2015) war ein anderer Blick auf "Migration" gewagt worden, indem in "SHIFTING CONSTELLATIONS" von 13 nach Graz zugezogenen Künstlerinnen aufbereitet wurde, was diese dieser Stadt gleichsam geschenkt haben. Die Münchener Künstlerin Reinhild Gerum stellte mit den "Blumen der anderen" (9. März bis 8. Mai 2016) einen buchstäblich anderen Blick auf das Thema vor, am 2. April 2ß16 fuhr der in Berlin lebende französische Künstler Guillaume Bruère (GIOM) mit dem "Antlitz der anderen" in Form gezeichneter Flüchtlingsportraits fort – beide Ausstellungen waren bis zum 8. Mai zu sehen. Den Abschluss fand eine öffentliche Zeichenperformance von unbegleiteten Flüchtlingen am Grazer Hauptplatz bei "aktuelle kunst in Graz".
Ebenso gegenwartsbezogen, aber in einem viel umfassenderen Ausmaß, war das Kunst- und Literaturprojekt "Im Kampfgebiet der Poesie" (24. Mai - 9. Juli 2016). In einer Zeit zunehmender Radikalisierung und Vereinnahmung gilt es widerständige Formen mit den Mitteln der Kunst zu entwickeln, einen "poetischen Kampf" zu führen. Wie selbstverständlich kann man doch Verhetzendes und dreist Vereinfachendes öffentlich formulieren darf und wie subtil, wie scheinbar selbstverständlich sich eine vor nichts Halt machende Verwertungslogik breit gemacht hat: Wir leben in einer seltsam ambivalenten Welt, in der wir „ich, ich“ zu denken und uns freiwillig zu unterwerfen und leidenschaftlich auszubeuten lernen. Sechs LiteratInnen (Franz DODEL, Dieter SPERL, Daniela SEEL, Christian STEINBACHER, Sophie REYER und Paul DIVJAK), eine Phiosophin und vier bildende KünstlerInnen (Francois BURLAND, Toni KLEINLERCHER, Heike SCHÄFER und Eric MOINAT) entwarfen Bilder und Texte, die in eine Ausstellung, in literarische Performances und in eine Publikation mündeten.
Die aktuellen Probleme der Gegenwart standen schließlich erneut in der Ausstellung SCHATTENGEIST (17. Sept. – 11.Nov. 2016) im Zentrum des kuratorischen Interesses. Aus einem Schaffensbogen von 25 Jahren liest sich das künstlerische Werk von Matta Wagnest wie eine konzentrierte künstlerische Prophetie, die aktuelle Gegenwart zu beschreiben. Mit ihr aber auch die angedrohten und hereingebrochenen Katastrophen, den Wandel im Selbstverständnis der eigenen Geschichte und Tradition, ihre Werte zu einem neuen Miteinander. Eine Retrospektive der Künstlerin, die in den frühen 1990-er Jahren zu den shooting stars damals junger Kunst zählte, stieß auf große Resonanz. Die Botschaften Wagnests waren an Deutlichkeit kaum zu überbieten sind: Das soziale Überleben steht bei ihr im Zentrum: Ihre zentrale message: Wie kann man Werte weiterdenken, die jenseits der traditionellen, verlorenen oder verblassten liegen?