GIOM/GUILLAUME BRUÈRE: Flüchtlingsportraits/Portraits of Refugees
In Guillaume Bruère, der sich in den letzten Jahren international einen Namen als herausragender Zeichner erworben hat, erwuchs das Vorhaben, zumindest jene Flüchtlinge seiner nächsten Umgebung, jene Weitgereisten, die temporär in einer Turnhalle von Berlin gestrandet sind, zeichnerisch zu verewigen, bevor sie weiterziehen oder zurückgezogen werden. Er wollte Ihre Anwesenheit dokumentieren, festhalten, wer sie waren und wie sie ausgesehen haben, und bezeugen, dass diese Menschen zumindest einen kurzen Zeitraum ihres Lebens in Deutschland gelebt haben, Nachbarn von ihm waren. Das Genre des Porträts bietet sich für den prekären Status der Asylsuchenden geradezu paradigmatisch an, repräsentiert es doch per definitionem die Anwesenheit eines Abwesenden. Das Bildnis einer Person, die abwesend ist, ob verzogen, verloren oder verstorben, wird „aufbewahrt“. „Das Porträt ruft die Präsenz zurück oder in Erinnerung und zwar im doppelten Wortsinn von ‚Erinnern’: ein Zurückholen aus der Abwesenheit und ein Gedenken in Abwesenheit.“
Guillaume Bruère war die Tage vor der Eröffnung (2. April) in der Steiermark und zeichnete in einem Flüchtlingsheim (Welcome Rothleiten) Portraits von unbegleiteten Jugendlichen aus Afghanistan, Irak, Syrien und Somalia.
Die Portraits sind, gemeinsam mit jenen aus Berlin, in der Ausstellung im Kulturzentrum bei den Minoriten bis 8. Mai zu sehen.