Das Programmjahr 2021 im KULTUM stand einerseits unter den Vorzeichen radikaler Einschränkungen im Kulturbereich im Zuge der Corona-Schutzbestimmungen und andererseits unter den Vorzeichen eines großen Umbaus im Grazer Minoritenkloster: Kreuzgang, Höfe und die Minoritensäle wurden seit Februar 2020 umfassend saniert. Diese Umstände hatten erhebliche Einschränkungen in der konkreten Programmarbeit zur Folge. Gleichzeitig ist am Ende ein völlig neues, überraschendes, einladendes Areal entstanden, das zu den attraktivsten von Graz gehört und uns völlig neue Arbeitsmöglichkeiten eröffnet. In insgesamt drei Programmzeitungen wurde das Programm vorgestellt.
Nichtsdestotrotz haben wir unter diesen teilweise äußerst widrigen Umständen ein schönes – und auch viel besuchtes Programm (vor allem in den Ausstellungen) – realisieren können. Trotz der unterschiedlichen Lockdowns hatten wir insgesamt 211 Ausstellungstage.
Die Herbst-/Winterausstellung des bulgarischen, in Paris lebenden Künstlerpaars ninavale (NINA Kovacheva und Valentin Stefanoff) musste nur wenige Tage nach der Eröffnung aufgrund des Winterlockdowns 2020/21 länger schließen, die Ausstellung, die schon im Titel auf die aktuelle Situation reagierte („Paradise Is Temporarily Closed. (GOD)“) wurde bis zum 13. Februar 2021 verlängert und vor allem in Form von Miniführungen im virtuellen Raum vermittelt. Einzelne Themenstellungen wurden herausgegriffen und in den sozialen Medien eingespielt. Die Ausstellung hatte sehr großen medialen Erfolg incl. größerer TV-Sendungen. Auch ein Katalogbuch ist zur Ausstellung erschienen. Die gesamte Ausstellung konnte zudem in die Sammlung des KULTUM überführt werden.
Ein ebenso, wenn nicht noch größerer Ausstellungserfolg war die darauffolgende Ausstellung des französischen, in Berlin lebenden Künstlers Guillaume Bruère, der mit der Ausstellung: DEAD&ALIVE. Alte Meister vom 5. März bis zum 8. Mai 2021 mit rund 70 Werken christlich konnotierte Werke aus der Kunstgeschichte neu interpretierte. Es gibt wohl kaum einen Künstler im internationalen Kunstgeschehen, der sich mit einer derartigen Durchsichtigkeit und Zerbrechlichkeit der „alten“ Gestalten des Christentums annimmt, wie Guillaume Bruère. Das KULTUM zeigte diesen „Van Gogh der Gegenwart“ mit seinen neuesten Arbeiten zur Fasten- und Osterzeit 2021, die zum zweiten Mal von der weltweiten Pandemie bestimmt war. Dennoch war die Ausstellung besonders gut besucht und erfreute sich ebenso besonders hoher medialer Resonanz. Ein fast 9-minütiger ORF-Orientierungsbeitrag vermittelte die Ausstellung mehr als 80.000 Zusehern.
Besonders erfreulich: Elf der insgesamt 70 Werke werden über ein Sonderbudget der Diözese im Jahr 2022 für das entstehende Museum für Gegenwart, Kunst und Religion im KULTUM erworben. Ein Katalogbuch steht kurz vor der Vollendung.
Die für viele so beschwerliche, mit zahlreichen Ängsten umwobene und die Gesellschaft so spaltende Corona-Zeit einerseits und die umfassende und in vielerlei Hinsicht für die konkreten NutzerInnen vor Ort auch sehr aufreibende Baustelle wurde mit einem großen Jahresschwerpunkt mit dem Thema ATEM künstlerisch bearbeitet. Es begann mit Uraufführungen in Neuer Musik und Literatur in einer Pfingstvigil in der Grazer Herz-Jesu-Kirche und wurde wenige Tage später mit der großen Gruppenausstellung EINATMEN – AUSATMEN, die mitten in der Baustelle eröffnet wurde, fortgeführt: Kuratiert wurde diese von Gastkuratorin Katrin Bucher Trantow (Chefkuratorin Kunsthaus Graz) und KULTUM-Kurator Johannes Rauchenberger. Teilnehmende KünstlerInnen waren: Marina Abramovic/Ulay, Michael Endlicher, VALIE EXPORT, Heribert Friedl, Julie Hayward, Anna Jermolaewa, Agnieszka Kalinowska, Isabella Kohlhuber, Maria Lassnig, Christiane Peschek, Ferdinand Penker, Werner Reiterer, Michael Triegel, Liesl Raff, Nina Schuiki, Markus Wilfling, Daniel Amin Zaman. In zahlreichen Führungen wurde diese Ausstellung vermittelt, sie war ein großer, auch medialer Erfolg.
Die darauffolgende Einzel-Ausstellung „MUTTER GOTTES“ von Judith Zillich wurde eine Woche später, am 18. November 2021 eröffnet. Niemand konnte zu dem Zeitpunkt erahnen, wie aktuell dieser Stipendienaufenhalt der Künstlerin in Lwjiw (Lemberg) in der Ukraine wenige Tage nach dem Ausstellungsende am 12. Februar 2022 werden würde.