GEHEN & BLEIBEN. Der zeitanalytische Kunstkosmos von Peter Angerer

Peter Angerer: „Selber Denken“, 2023, Grafik – Monoprint/Flachdruck, Linoldrucke; Schablonentext, Schablonenzahlen, Fotos/Netz, Text/Word; Format variabel, veränderbar, erweiterbar; Acryl, Text, Zeichnung auf LW
Beschreibung der Arbeit
Die zwei zentralen Tafeln zeigen eine amorphe, grafisch strukturierte Fläche, in die der Begriff „Selber Denken“eingeschrieben ist. Zusätzlich ist das Wort „Denken“ in binärer Zeichensprache „lesbar“. Ergänzt werden die Tafeln durch zeichnerische Überlagerungen, die künstliche neuronale Netzwerke grafisch darstellen. Ein Beispiel eines solchen, den menschlichen neuronalen Strukturen nachempfundenen Netzwerks, ist außerdem ein Hochdruck gewidmet – neural network. Unterschiedlichen Farbvarianten des Drucks sind auf Uneindeutiges verweisende Wörter eingeschrieben (Erahnen, Vermuten…) – eine Bezugnahme auf Thomas Bauer: „Die Vereindeutigung der Welt“. Eine weitere Tafel zeigt einen Text, der über die Eingabe der Frage „Warum selber denken?“ an ChatGPT erzeugt wurde; ergänzt mit Grafiken/Fotoausdrucken, Eingabe „Selber denken, Grafik, schwarz-weiß“ an Stable Diffusion (Text zu Bild Programm). Die große schwarz grundierte LW mit Klarlackspuren zeigt den Text Selbst Denken und verschiedenste assoziative Wortkombinationen mit Denken (Denkbereich, Denkbewegung, Denkprozess, Denkstruktur..), die grafischen Überlagerungen stellen stilisierte KI Ergebnisse zu den Begriffen Denkungsweise, Denkakt und Gedankenlos dar.
Worum es geht!
Die Arbeit geht der aktuell diskutierten Frage nach dem Verhältnis von menschlicher Intelligenz bzw. menschlichem Denken und künstlicher Intelligenz nach. Anwendungen, die auf künstlicher Intelligenz basieren sind schon derzeit in verschiedenen Bereichen des Alltags wirksam, wenn auch nicht immer offensichtlich. Anders ist die Situation seit der Implementierung neuer Softwareformate wie ChatGPT oder Stable Diffusion, die völlig neue Dimensionen eröffnen und gleichzeitig die Thematik zuspitzen. Erstmals stehen auch bisher zutiefst menschliche Attribute wie Kreativität zur Disposition. Wird Denken in Zukunft überhaupt ausgelagert und durch maschinelles Denken ersetzt? Wer ist dann in Zukunft noch in der Lage diese „Denkergebnisse“, die ja dann auch Grundlage für Entscheidungen darstellen werden, zu verstehen bzw. zu bewerten? (Manfred Spitzer: „Wer denken lässt, wird kein Experte“.)
Ein tieferes Denken
Nach B.C. Han ist Denken auf einer tieferen Ebene ein dezidiert analoger Vorgang. Bevor es nämlich die Welt in Begriffe fasst, ist es von ihr „ergriffen“. Das Affektive wäre demnach wesentlich für menschliches Denken. Die Wirklichkeit selbst wird ins Wissen überführt, indem sie vom Begriff erfasst wird. Nach Han erreicht KI nicht die Ganzheit, die der Begriff umfasst, denn sie begreift nicht die Ergebnisse, die sie berechnet. Der Diskurs, dem eine ganz andere Zeitlichkeit eingeschrieben ist, wird durch Daten ersetzt – Algorithmen statt Argumente. Das digitale Totalwissen macht den Diskurs überflüssig. Das hat fundamentale Auswirkungen auf die politische Verfasstheit von Gesellschaften. Richard David Precht kann sich Einschränkungen der menschlichen Freiheit und Autonomie von ungezügeltem Einsatz der KI durchaus vorstellen.
Einen philosophischen Zugang versucht George Steiner in seinem wunderbaren Essay „Warum denken traurig macht“. Denken wäre untrennbar von einer tiefen, unzerstörbaren Melancholie gekennzeichnet, einer Schwermut, die auch schöpferisch ist. Ambiguität wohnt allen Denkakten inne. Sosehr wir uns im Denken gegenwärtig sind, sind wir doch nie in der Lage einen gesicherten Einblick in das Denken eines anderen zu erlangen.
Eine Zukunft der Maschinenintelligenz
KI gilt mittlerweile als die Zukunftshoffnung fast jeder Branche. Über Text – und Bildgenerierung hinaus geht es vor allem um die Funktion des Entscheidungsträgers. Die auf (immer mehr) Daten basierenden Entscheidungen sind aber keine „neutralen Entscheidungen“. Das Thema Maschinenintelligenz im Zusammenhang mit moralischen Entscheidungen ist ein offenes Feld. Unbestritten ist die sich vollziehende Umverteilung von Wissen, die die Grenze von Mensch und Maschine nachhaltig verändert. Wie die Verteilung von Chancen und Gefahren aussieht, ist wohl (derzeit noch) eine menschliche Entscheidung. Das Digitale als die Verdopplung der Welt in Datenform von der Armin Nassehi spricht, hat auch eine Veränderung der Realität selbst zur Folge, die der Detailgenauigkeit ihrer Wahrnehmungsmöglichkeit geschuldet ist (Christoph Kucklick: Die granulare Gesellschaft). „Wir arbeiten an Dingen, die viel mächtiger sind als der Mensch…“, so sieht es Stuart Russel in „Human Compatible“ – Künstliche Intelligenz. Bei aller Faszination für Maschinen – „Die Fähigkeit, die gesamte Welt gleichzeitig zu sehen“, geht es Russel aber auch um die soziale Vertretbarkeit von Entscheidungen. Schon Norbert Wiener hatte die Kontrolle der Maschinen über den Menschen angedacht. Wenn KI das Potential hat, die Welt neu zu formen, so bleibt es wohl von Interesse, diesen Prozess kontrollieren und lenken zu können, denn die Möglichkeiten der Manipulation (Deep Fake) steigen parallel mit dem technischen Fortschritt. Die „Fortschritte“ in diesem Bereich entwickeln sich explosionsartig. Durch sogenannte Face-Swap-Techniken und der damit verbundenen Manipulationsmöglichkeit von Videos, erweitert noch durch Deep Learning Systeme (GAN), die als vollständig synthetische Medien zu bezeichnen sind, wird das, was wir als wirklich bezeichnen, neu befragt. Nina Schick: „KI wird unser Leben bis zur Unkenntlichkeit verändern…“
Kann KI Kunst?
So lautet ein Titel des einflussreichsten deutschsprachigen Kunstmagazins (Kunstforum) und eröffnet damit einen breiten Diskurs über das Verhältnis von neuen Technologien und Kunst. Auch wenn es stimmt, dass jede neue Technologie auch neue Ästhetiken und Rhetoriken hervorgebracht hat, die Auswirkungen auf die Künste bewirken, so ist noch nie zuvor die Frage des Schöpferischen, des kreativen Akts, derart zur Disposition gestanden, wie heute. Der kreative Wettstreit zwischen Mensch und Maschine hätte demnach längst begonnen. KI ist wohl mehr, als nur ein weiteres Tool und die Frage, ob Kreativsein an den biologischen Körper gebunden ist, rückt ins Zentrum. Vielleicht geht es nur um neue Kollaborationen und zwar nicht nur im Verhältnis von KünstlerIn und Maschine, sondern auch um die BenutzerInnen/BetrachterInnen als zusätzliche Variable. KI könnte bestenfalls auch als Erweiterung der Kreativität des Künstlers/Künstlerin gesehen werden. Das vorläufig letzte große Thema in diesem Zusammenhang, nämlich „künstliches Bewusstsein“, ist jedenfalls in Arbeit. Arthur I. Miller: „Bewusstsein entsteht durch Datenverarbeitung und es gibt keinen Grund, warum man Bewusstsein nicht in eine Maschine programmieren kann.“ In Zukunft zeichnen sich somit mehrere Entwicklungsbereiche in der Kunst ab: Menschliche KünstlerInnen, Kooperationen zwischen Mensch und Maschine und KI mit Bewusstsein und Emotionen, die alleine arbeiten. So sieht es zumindest Miller.
Utopie als absoluter Wille zur Zukunft?
„So viel Zukunft war nie“, konstatiert K.P. Liessmann in seinem Buch „Zukunft kommt“ und sieht darin auch ein Problem bezüglich dieser Allgegenwärtigkeit des Zukünftigen, zumal der inflationäre Gebrauch des Begriffs ausschließlich über technische Innovation und ihre Märkte geführt wird. Diese Koppelung von Zukunft und Markt unterscheidet nach Liessmann auch den aktuellen Zukunftsbegriff vom älteren Begriff der Utopie, der in erster Linie auf die Perspektive einer anderen Sozialordnung setzte. Peter Weibel hat in einem Interview zusammen mit Bruno Latour anlässlich der Ausstellung „critical zones“, dazu aufgefordert, Utopia zu überdenken. Utopia könne kein „anderer Ort“ sein, es ginge um diesen Ort hier, die Erde – von „no-where“ zu „now-here“. Auch Jonas Staal hinterfragt den Begriff hinsichtlich seiner Verortung: „Utopie ist kein Nicht-Ort, sondern der Raum zwischen dem Realen und dem Möglichen“. Der Traum von einer besseren Welt bleibt aufrecht, in den Künsten sowieso. Zu klären gilt es dabei, jenseits von technologischer Machbarkeit, wie unser Weltverhältnis gestaltet werden soll, verbunden mit der Frage, wie wir leben wollen. Hoffentlich müssen wir dazu nicht ausschließlich die Maschine befragen.




Literatur:
Manfred Spitzer: Digitale Demenz, 2012
B.C.Han: Undinge, Umbrüche der Lebenswelt, 2021
B.C.Han: Infokratie, Digitalisierung und die Krise der Demokratie, 2021
R.D. Precht: Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens, 2020
George Steiner: Warum denken traurig macht, 2006
Armin Nassehi: Muster, Theorie der digitalen Gesellschaft, 2019
Christoph Kucklick: Die granulare Gesellschaft, 2017
Stuart Russell: Human Compatible, Künstliche Intelligenz, 2020
Nina Schick: Deep Fakes, 2021
Kunstforum, Bd 275/2021 (Utopia), Bd 278/2021(Kann KI Kunst?)
K.P. Liessmann: Zukunft kommt, 2007
Thomas Bauer: Die Vereindeutigung der Welt, 2018
Peter Angerer: „Anfang“, Grafikunikate, Flachdruck, Schablonendruck, Schablonentext, 30cm x 40cm (Papier), 2020

„I enjoy beginning again. The beginner`s mind is best.“ (Susan Sontag)
„Frei zu sein und etwas Neues zu beginnen, war das Gleiche.“ (Hannah Arendt)
K.P. Liessmann thematisiert die Grenze zwischen Sein und Nichts und markiert den Unterschied, den es zu setzen gilt, wobei es um die Differenz zum Bisherigen geht, um den radikalen Neubeginn menschlicher Individualität. „Wir können etwas beginnen, weil wir Anfänge und damit Anfänger sind“ formuliert Arendt in „Vita Activa“ und nimmt damit Bezug zu jeglichem menschlichen Handeln, das sich der Berechenbarkeit und Vorhersehbarkeit entzieht. Ritualisierte Ereignisse heben die Idee des menschlichen Neuanfangs allerdings besonders hervor. Auf den Akt der bewussten Setzung verweist El Lissitzky, wenn er vom Kunstwerk als einer „Haltestelle des Werdens“ spricht. Künstler sind in diesem Sinne prädestinierte Anfänger, zumal sie immer wieder vor dieser Bewegung in das Unwägbare stehen. Und trotzdem geht jedem Anfang etwas voraus, ein Impuls, mit dem man „etwas anfangen kann“, eine Denkrichtung, die nach Form sucht und sich oft erst in der Wiederholung (in der Fortsetzung) als Sinn, als Bedeutung verdichtet und materialisiert. Die „Poetik des Anfangens“ ist nach Peter Sloterdijk allerdings riskant, ist sie doch auch eine „Poetik des Sichaussetzens“.








Ende 2020 entstandenen Grafiken zum Thema „Anfang“, zeigen jeweils 2 deutlich unterschiedlich gedruckte Flächen, wobei eine mit einem schwarzen Pfeil markiert ist, während die andere „den Anfang“ des Wortes Anfang in einer europäischen Sprache lesbar macht. Der Pfeil als indikatorisches Zeichen verweist auf Linearität und fokussiert die Grenze zum anderen Feld, die Zäsur und Beginn markiert. Sloterdijk schreibt von der „feststellenden Kraft der Sprache“, die dem Formlosen Gestalt gibt. Die Verbindung von Bild, Zeichen und Text als Arbeit an der Schnittstelle unterschiedlichster künstlerischer Sprachen bildet auch in diesem Grafikblock eine (schon vorher) geübte Praxis. Der Wert vielfältiger Sprachen als Mittel der Welterschließung soll in dieser Grafikserie speziell angesprochen werden, zumal etwa fast ein Drittel der ca. 6500 weltweit gesprochenen Sprachen „innerhalb der nächsten Jahrzehnte aussterben“, wie Thomas Bauer in seinem Text „Die Vereindeutigung der Welt“ anführt.
Peter Angerer
Peter Angerer: „Identity“, 2022, Bilderschienen, vielteilig, mixed media (Grafik, Foto, Zeichnung, Malerei)
„Wir alle sind heute pluralisierte Individuen“ (Isolde Charim, aus: „Ich und die Anderen“)
B.C. Han: „Das Eigene als Ergebnis geglückter Aneignung“
Bereits vor etwa 15 Jahren habe ich mit den Bilderschienen ein System entwickelt, um unterschiedliche Technologien (Malerei, Grafik, Foto…) in veränderbarer Form zusammenzuführen. Erstmals wurde für die aktuelle Arbeit auch Druckgrafik/Monotypie auf Tafeln kaschiert. Die Schienen bleiben auch nach Einfügung der Tafeln veränderbar und sind grundsätzlich partizipativ angelegt. In früheren Ausführungen wurde auch ein Bildarchiv von Tafeln für die Umgestaltung/Veränderung der Arbeit bereitgestellt. Neben pragmatischen Gründen spielten für die Einführung des Schienensystems aber auch inhaltliche Aspekte eine Rolle. Kunst als „exemplarische Sphäre von Pluralität“, präferiert Werktypen, die die Koexistenz des Heterogenen ins Zentrum rücken. Es geht um die Verknüpfung des Differenten, um Werkformen, die ein Denken der Transversalität vorführen.
Das Thema wird im Zitat angedeutet, es geht um den Diskurs von „Identität“. Die einheitliche Welt der Selbstverständlichkeit sei verschwunden meint Isolde Charim. Pluralisierung verändere uns alle und wir müssen uns alle dieser Vielfalt stellen. Das radikal Neue dieser Pluralisierung hat zur Folge, dass wir kein Weltbild mehr haben, das von allen geteilt wird. Dieser Befund deckt sich auch mit den Forschungen von Amartya Sen, der die Zuschreibung einer einzelnen Identität (Religion, Staatsangehörigkeit) als Grundproblem für viele Konfliktfelder ansieht.
Und trotzdem gibt es massive Gegenbewegungen in Form neuer Nationalismen, die über die politisch motivierte Verbreitung von Ängsten (vor dem Fremden) funktionieren und die Ausgrenzung der Anderen betreiben. Die Forderung nach kultureller Identität hat Konjunktur und Vielfalt wird häufig nicht als Bereicherung empfunden. Nationale Identitäten sind nach Robert Menasse auch der wesentliche Hemmschuh, wenn es um die Idee des gemeinsamen Europas geht, und er plädiert für ein Europa der Regionen, die dem Begriff Heimat wesentlich näherstünden – Heimat als Menschenrecht, aber nicht nationale Identität. Statt von Unterschieden zu reden, schlägt Francois Jullien vor, von Abständen auszugehen – sie brächten auch das Gemeinsame zum Vorschein. Seine Conclusio: „Es gibt keine kulturelle Identität“ – nicht im Sinne einer Festschreibung, denn Veränderung bzw. Transformation wäre der Ursprung des Kulturellen. Das sei auch jenen gesagt, die ständig den Begriff der Leitkultur im Munde führen. B.C.Han konstatiert die Fragmentierung, Punktualisierung und Pluralisierung als Symptome der Gegenwart. „Der Seinskonstellation von heute fehlt offenbar jene Gravitation, die Teile zu einer bindenden Ganzheit vereinigte“ (Han). Die hauptsächlich fragmentarischen Kreisformen in der Arbeit mögen eine formale Entsprechung darstellen. Je nach Einstellung wird der Horizontzerfall als Leere oder als die Möglichkeit einer neuen Freiheitspraxis mit der Option individueller Daseinsentwürfe, verstanden. Definitiv ist Identität nichts Statisches, sie gerät immer wieder in Fluss, zumal Identität ein Amalgam aus Realität und Wünschen darstellt, wie Welsch betont. Darüber hinaus sind Ich und Identität Produkte eines sozialen Aushandelns. „Wir sind alle kulturelle Mischlinge“, behauptet Wolfgang Welsch. Unsere Identität wäre demnach maßgelblich durch die kulturelle Multiplizität bestimmt. Transkulturalität ist dafür der adäquate Begriff. Als „Sehnsucht nach Anerkennung“ sieht Fukuyama den zeitgenössischen Identitätsbegriff fundiert. Zahlreiche Aufstände hätten in den letzten Jahrzehnten die Anerkennung der elementaren Menschenwürde zur Grundlage.



Literatur:
Isolde Charim: Ich und die Anderen, 2018
Francois Jullien: Es gibt keine kulturelle Identität, 2016
Francois Jullien: Der Weg zum Anderen, 2014
Wolfgang Welsch: Im Fluss, 2021
Wolfgang Welsch: Ästhetisches Denken, 2003
Amartya Sen: Die Identitätsfalle, 2020
Byung-Chul Han: Hyperkulturalität, 2005
Francis Fukuyama: Identität, 2019
Peter Angerer: „Die Erfindung der Realität“, 2017, Grafikserie/Unikate, 10 Arbeiten, Monotypie, Elementendruck, Text, Zeichnung, je 59,4cm x 42cm
Jean Baudrillard:
„Die Realität, so wie sie im Lauf der letzten Jahrhunderte erfunden wurde und welche wir zum Prinzip erhoben haben, befindet sich auf dem Weg der Auflösung … Was sich hinter der vor uns ablaufenden Auslöschung der objektiv Realen auftut, ist vielmehr das Erstarken der Integralen Realität, einer Virtuellen Realität, die auf der Deregulierung des Realitätsprinzips selbst gründet.“
„Die Realität ist der Virtuellen Realität zum Opfer gefallen.“
„Hinter jedem Bild ist irgendwas verschwunden – doch ebendies macht seine Faszination aus.“ „Hinter der virtuellen Realität in all ihren (….) Formen ist das Reale verschwunden…“
Jean Baudrillard: Die Intelligenz des Bösen
Jean Baudrillard: Warum ist nicht alles schon verschwunden








Peter Angerer: „Gstettn“, Foto,1988, Radierungen, 2004/21, Hochdrucke/Schablonentext, Zeichnung, 2020-23

„Alles, was wir heute als Natur erleben, ist von uns gemacht.“ (Peter Weibel)
„Der Anblick undefinierbarer Brachen machte ihr teuflisch gute Laune.“ (Iris Hanika)
„Hier ist alles nebensächlich und doch zählt alles.“ (Paul Valery)
Gstettn, Brachen, Un-Orte, Orte des Dazwischen, die sich jeder Konkretion verweigern, Reste von Unverfügbarkeit changierend zwischen Kultur - und Naturraum, auf Gewesenes ebenso uneindeutig verweisend, wie sie sich möglicher Vorhersagen über ihre zukünftige Veränderung entziehen….
Die Reihe von Hochdrucken (händisch-maschinell gefräste Linolplatten) und Radierungen basieren auf SW Fotos von Frohnleiten aus den 1980er Jahren. Sie zeigen einen Natur- Kulturausschnitt („verwildeter“ Garten), den man als städtische Brache bzw. als „Gstettn“ bezeichnen könnte und dem vielleicht mit der „präzisen Achtlosigkeit“ zu begegnen wäre, von der Lois Weinberger in seiner Arbeit gesprochen hat. Ein Garten sieht aber anders aus, könnte man meinen, oder erfüllt auch dieser Ort zwischen Natur und Kultur den Anspruch, zwar die „kleinste Parzelle der Welt zu sein und zugleich die ganze Welt“? (Foucault). Für Emanuele Coccia existiert das Wilde, das Natürliche, nur für die Stadt, sie erschafft das „Wilde“ als ihr symbolisches Gegenüber. Coccia: „Die Idee des Naturraums ist gewisssermaßen die moralische Umkehrung des politischen Mythos vom Naturzustand.“ Nach Marc Auge`s anthropologischem Ortsverständnis konstituiert sich der Ort jedenfalls durch Individuen, die sich zu diesem in Beziehung setzen. Die „Gstettn“ als Ort des Dazwischen, des Übergangs korreliert zudem mit der „Realität, dass unser gegenwärtiges Leben von Wahrnehmungen des Instabilen, des Dazwischen, des Übergangs geprägt ist“, wie Volker Adolphs schreibt, wenngleich er die Möglichkeit und Notwendigkeit von Orten mit unverwechselbarer Erfahrung ins Treffen führt, an denen festzuhalten ist. Von hier aus ist es nicht weit zur Debatte um eine neue Raum-Kultur (spatial turn), vom Raum als sozialer Konstruktion. Die „Raumrevolution“ ist jedoch geprägt von der Dichotomie des Raumes als relationaler Begriff zwischen territorialem Raum und der globalen (medialen) Enträumlichung. Dabei eröffnet sich (statt eines Gartens), ein weites Feld von Diskursen, von politischen (Raum und Macht), über ökologischen, philosophisch gesellschaftspolitischen (Foucault`s Heterotopien) bis zu literarischen (Bachmann`s „topografische Poetologie“). Derart weit aufgespannt, ist klar, dass künstlerische Arbeit sich nicht in Prozessen des Nachbildens erschöpft, sondern ein sich ins „Verhältnis setzen“ mit dem jeweils fokussierten Ausschnitt der Welt samt der sich daraus ergebenden Konnotationen bedeutet. Zahlreiche Begriffe kursieren, wenn es um die Beschreibung von Orten wie in diesem künstlerischen Projekt geht - von Nicht-Orten, Ab-Orten, von verworfenen Orten, non-places, oder von Orten des Dazwischen ist die Rede…






Im künstlerischen Prozess fotografischer Verortung bzw. im Paradox simultaner Ent-Ortung stellt sich die Frage des Verhältnisses von medialer Anverwandlung und Ort. Welche Art von Ort konstituiert die Fotografie? Sie markiert den Ort und bedeutet doch in der sinnlichen Präsenz des fotografischen Bildes (und der in der Folge erweiterten medialen Fassung dieses Projekts) eine Ent-Ortung, eine Ablösung des Aufgenommenen von seinem Ort. In der Frühzeit des Mediums war gar von einer wortwörtlichen „Aufnahme“, bis Substitution, die Rede. Diese mediale Überführung (non site) realisiert neue Orte (das Bild, das Buch, den white cube…) mit neuen Kontexten. Die „neue Kategorie von Raum-Zeitlichkeit“ (R. Barthes), das Miteinander von „Hier“ und „Jetzt“ bildet den gedanklichen Rahmen. „Das Verhältnis von Kunst und Natur betreffend der künstlerischen Aneignung des Naturhaften folgt selbst einer Struktur der Widersprüchlichkeit. Einerseits entfernt sie ihren Gegenstand von uns, indem sie ihn in ein distanziertes Bild verwandelt, andererseits macht sie ihn für uns im Modus des Bildes gewissermaßen überhaupt erst erfahrbar.“ (Stephan Berg) Dies führt zur Fragestellung, ob Natur ohne ästhetische Vor-Bilder überhaupt gesehen bzw. begriffen werden kann. Der Begriff „Landschaft“ – ein Stück Natur, durch aktives, bewusstes Sehen herausgetrennt und als Einheit begriffen, wäre demnach jedenfalls ein Modell, Natur überhaupt wahrzunehmen und zugleich ein Verweis auf den Betrachter, der erst in der Anschauung die Dinge und Orte schafft. „Landschaft wahrzunehmen muss gelernt sein, das gilt sowohl historisch als auch individuell.“ (Lucius Burckhardt) Landschaft stellt somit ein auf schöpferische Wahrnehmung (heterogene Elemente zusammenzudenken) beruhendes Konstrukt dar. Der künstlerische Akt wäre die bewusste Verdichtung dieser Parameter des Erkennens in der Erforschung/im Entwurf und Materialisierung neuer Blickweisen. „Verstehen“ wäre nach Adorno allerdings nicht die vordringliche Kategorie einer Kunst die „immer fremd zur Welt ist“.
Die Welt ist aber nicht nur unsere Vorstellung, kritisiert Wolfgang Welsch das anthropische Prinzip, indem er den Menschen nicht als „Weltfremdling“, sondern stärker als Teil der Welt, der Natur beeinsprucht und damit ein neues Mensch-Welt Verhältnis forciert. Auch Martin Seel versucht in seiner komplexen „Ästhetik der Natur“ noch einmal die unterschiedlichen Zugänge zu beschreiben. Natur als „Raum der Kontemplation“, für „interesselose sinnliche Wahrnehmung“, genauso wie „Natur als korrespondierenden Ort“, ein lebensweltlicher Ereignisraum (Lernraum?) bis zu „Natur als Schauplatz der Imagination“, eine kunstbezogene Wahrnehmung der Natur.
Dem entgegen stehen Ausgangspunkte, die längst ein „nach der Natur“ („post nature“) bzw. ein Ende einer Natur als unverfügbarer Schöpfung postulieren. (Hartmut Böhme) Der Positivität des „Glatten als Signatur der Gegenwart“ fehlt nach B.C. Han die Gebrochenheit, die sich letztlich als „Anästhetisierung“ erweist. Vielleicht stimmt es, dass die Sehnsucht nach Natur umso größer wird, je weniger von ihr übrig ist, wie J.E. Weiss beobachtet. Das Verhältnis von Kunst, Technik und Natur muss jedenfalls dauerhaft neuen Bewertungen und daraus folgenden Handlungen unterzogen werden. Der spezifische Zugang der Kunst ist dafür unverzichtbar.
Peter Angerer, 2021





Literatur:
B.C. Han: Die Erretung des Schönen, 2015
Berg/Adolphs/Seel: Ferne Nähe, 2009
Emanuele Coccia: Metamorphosen, 2021
Christiane Brohl: Displacement, 2003
Doris Bachmann-Medick: Cultural Turns, 2009
Döring/Thielmann (Hg.): Spatial Turn, 2008
Dünne/Günzel: Raumtheorie, 2006
Hartmut Böhme: Aussichten der Natur, 2017
Kunstforum Bd. 258: Kunstnatur, Naturkunst, 2019
Lucius Burckhardt: Warum ist Landschaft schön?, 2015
Martin Seel: Eine Ästhetik der Natur, 1991
Martin/Steinborn (Hg.): Ab-Orte, 2015
Paul Virilio: Ästhetik des Verschwindens, 1986
Uwe Lewitzky: Kunst für alle, 2005
Volker Adolphs: gehen – bleiben
Wolfgang Welsch: Ästhetische Welterfahrung, 2016
Peter Angerer, Installation "Flucht", 2017–2022
Grafikserie, Objekte, Bücher, Leuchtschrift

Die Grafikserie „Flucht“ entstand in Referenz zu Literatur, die sich auf dieses Thema bezieht, insbesondere basiert sie auf Recherchen von Andreas Kossert, der seine Erkenntnisse in dem Buch „Flucht“ – eine Menschheitsgeschichte, zusammengefasst hat. Seine Arbeit baut neben einer historischen Aufarbeitung auch zahlreiche „subjektive“ Berichte und literarische Formate ein und spannt damit das Thema weit auf. Die Transformation von Recherchen in bildkünstlerische Formen, stellt den Versuch dar, andere, neue Sichtweisen und Wahrnehmungsweisen zu generieren. Textelemente, Zitate, Begriffe werden dabei in eine ganz spezifische visuelle Sprachform überführt, deren Grundstruktur von einem streng gebauten „Farbformraster“ gebildet wird.
„Flüchtlinge und das, was sie erleben und erleiden, führen uns vor Augen, wie zerbrechlich unsere scheinbar so sichere Existenz ist.“ (Kossert) In der Schilderung von Einzelschicksalen wird auch für nicht Betroffene erahnbar, was es bedeutet, alles zurückzulassen, wie der Bauer Friedrich Biella mit Familie, den „Befehl zum Verlassen des Hofes“ in der Tasche, im Aufbruch in eine ungewisse Zukunft. Sie werden nie mehr zurückkehren. Der Irrsinn von Flucht und Vertreibung spiegelt sich auch in der Zeile „Sabria Khalaf (Syrien) flieht mit 107 Jahren.“ Alle zwei Sekunden wird ein Mensch zur Flucht gezwungen, Flucht ist ein globales Phänomen mit an die 70 Millionen Flüchtlingen weltweit, wobei die Zahl der MigrantInnen auf 250 Millionen geschätzt wird. Für viele bedeutet das eine Existenz als Provisorium, wie in Dadaab (der felsige Ort), einem der größten Flüchtlingslager in Kenia mit bis zu 500.000 Menschen.
Bleibt die Frage der Legitimation, sich mit diesem Thema künstlerisch zu äußern, ohne selbst Betroffener zu sein. Im Zusammenhang mit dem Diskurs zum Begriff der „Authentizität“ wird diese Frage immer dringlicher gestellt. Im engeren Sinn ist geht es um den Begriff der „Erfahrungsauthentizität“ (Erik Schilling) und damit verbunden, um die Nähe des Aussagenden zu den Ereignissen. Auch die Tendenz zur „Vereindeutigung“ (Thomas Bauer) statt Ambiguität, sorgt dafür, dass Menschen die Deutungshoheit über Dinge abgesprochen wird, von denen sie nicht unmittelbar betroffen sind. Erik Schilling spricht von einem „Versuchsaufbau, in dem die zu beobachtende Eigenschaft besonders klar hervortritt, oder die Möglichkeit, die Beobachtung durch Einordnung in übergreifende Zusammenhänge zu interpretieren und so besser zu verstehen“. Vielleicht kann das Kunst leisten.
Peter Angerer




Peter Angerer: „Öffnungen“, 2020,
Grafikunikate (Flachdruck), Papierformat je 59,4 x 42cm
Die Grafikserie „Öffnungen“ zeigt hochformatige, dunkle (schwarz, rot), homogene Druckflächen, die von einer größeren, hellen, inhomogenen Druckfläche überarbeitet sind. Die Sichtbarkeit der darunter liegenden Flächen ergibt sich durch bewusst gesetzte lineare Aussparungen der hellen, vorderen Druckfläche, erzeugt durch Klebebänder, die auf die Plexiplatte aufgebracht wurden. Durch die zeichenhaften, linearen Aussparungen, tritt, was im Hintergrund angelegt ist, optisch in den Vordergrund, bzw. wird prioritär wahrgenommen – auch eine Metapher, was Assoziationen bzw. Hierarchien des Vorne und Hinten betrifft. Einen weiteren zentralen Ausgangspunkt bildet das Themenpaar von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, ein Bereich mit dem ich mich auch schon in früheren Arbeiten (90er Jahre) im Zusammenhang mit dem Hinterfragen des Bildbegriffs in der Malerei beschäftigt habe. Dazu kommt noch der Aspekt des „Dazwischen“, der „Transparenz“, grundiert von philosophischen Untersuchungen, die B.C. Han angestellt hat, wonach Transparenz in die „Tyrannei der Sichtbarkeit“ (Han: Transparenzgesellschaft, S.24) mündet bzw. als Imperativ formuliert, alles in Verdacht gerät, was sich nicht der Sichtbarkeit unterwirft.








Peter Angerer: „Deviation“, 2020,
Grafikunikate (Flachdruck, Zeichnung – Kreide, edding, Text – Schablonenschrift), Papierformat je 80 x 60cm
Trotz intensiver Beschäftigung mit der Kreisform, die allerdings letzlich eine thematische ist und weniger der formalen Situation gilt, sehe ich diese höchst problematisch. Die Kreise sind deshalb in den Arbeiten auf unterschiedliche Weise hinterfragt, gebrochen, in Abweichungen (deviation) formuliert, sowie um grafische, textliche Elemente erweitert. Damit bleiben die Arbeiten „offen“, denn der Kreis in Perfektion führt in die Sprachlosigkeit. Wie auch in anderern Grafikserien sind die Druckflächen einem dualen Konzept von jeweils zwei Feldern unterworfen. Dieses dialogische Prinzip durchzieht zahlreiche meiner Arbeiten. Es eröffnet in diesen Blättern auch differenzierte Sichtbarkeiten und ist folglich auch der Thematik um Transparenz (siehe „Öffnungen“) verpflichtet.
Peter Angerer: „Ahnung“, 2019, Grafikserie/Unikate, 15 Arbeiten, Monotypie, Text, Zeichnung, je 40cm x 30 cm
Die Grafikserie „Ahnungen“ bildet einen Kontrapunkt zu eher komplexen grafisch strukturierten Arbeiten. Es geht um Reduktion. Wenige lineare und textliche Elemente überlagern eine diffuse, farbliche (an meditative Arbeiten Rothkos erinnernde) Grundierung. „Endlich ahnen, nicht nur wissen“ war ein Ausstellungstitel von Rosemarie Trockel in N.Y.






Peter Angerer: „Ambiguity“, oder Versuche gegen die Vereindeutigung der Welt, 2021, Unikatgrafiken, je 42cm x 59,4cm

„Wo jede Zweiheit ausgelöscht ist, ertrinkt man im Selbst“. „Das Subjekt der Verführung ist der Andere.“ (B.C. Han)
„Ambiguität ist ein Paradigma der Moderne.“ (U. Eco)
Thomas Bauer:
Überall wird Vielfalt reduziert, Unerwartetes und Unangepasstes zurückgedrängt.
Mehrdeutigkeit und Vielfalt widerstreben der Obsession, alles messbar und damit eindeutig zu machen. Vielfalt, Komplexität und Pluralität werden daher häufig nicht als Bereicherung empfunden, was zu Intoleranz gegenüber Ambiguität führt.
Identität schließt Vielfalt aus.
Amartya Sen spricht von der Pluralität von Identitäten, die sich überschneiden und allen eindeutigen Abgrenzungen entgegenstehen.
B.C. Han spricht vom Terror des Gleichen. Die Negativität des Anderen gibt dem Selben Gestalt und Maß. Ohne sie kommt es zur Wucherung des Gleichen.
Isolde Charim:
Heute müssen sich alle der Diversität, der Vielfalt stellen – Pluralisierung als Vielfalt, die sich in jeden von uns einschreibt. Wir sind weniger selbstverständlich Ich. Der eigene Weltzugang könnte auch ein ganz anderer sein.
Peter Angerer








„Tilted Houses“, 2022, Grafikserie/Unikate mit je mehrteiligen Blöcken, Monotypie, Elementendruck, Schablonentext, Zeichnung

Das Entstehen dieser Serie von Arbeiten ist beeinflusst von Medienbildern des Krieges in Europa.
Einer vielleicht spielerischen Anmutung steht die Tatsache gegenüber, dass die paradoxerweise unversehrten Häuser jede Basis verloren haben, sie sind gekippt, aus jeder Balance, in freiem Fall im Raum, teilweise überlagert (bedroht?) von dunklen Kreisen…
Bollnow hat schon vor vielen Jahren Grundsätzliches über „Mensch und Raum“ geschrieben. Das Haus als Metapher des eigenen Selbst, stellt eine anthropologische Grundbedingung unserer Existenz dar …
Der erste Block zeigt Häuser (wie in allen anderen Arbeiten sehr stark stilisiert), die aus der Vertikale gekippt, mit schwarzen Kreisen das amorphe Feld besetzen. Die Abstände sind relativ gleichmäßig, es kommt zu keinen Berührungen der einzelnen Elemente. Die unteren Tafeln im roten Feld zeigen das Wort Haus in mehreren Sprachen.
Im zweiten Block beginnen sich die Häuser und Kreise zu überlagern. Zudem sind assoziative Begriffe zum Thema Haus zu lesen, wie security, resident, shelteredness, aber auch danger, loss, threat, fear….
Die weiteren Blöcke zeigen eine zunehmende Auflösung der Hauselemente bzw. eine fast totale Überlagerung des Bildraums mit schwarzen Kreisen.
Peter Angerer: Kafka Projekt, 2020: „Kafkas Tiere“
Bild/Objekt Installation mit Textarbeiten, Druckgrafik, Foto, Tierpräparat

Der literarische Kosmos Kafka schien ausreichend vermessen und trotzdem wagte Reiner Stach eine monumentale Biografie des Autors, an der er schließlich 18 Jahre arbeiten sollte. Bei einer Lesung in Graz vor einiger Zeit, bei der er nach einer absoluten Besonderheit im Wirken Kafkas gefragt wurde, kam dessen ungewöhnliches Verhältnis zu Tieren zur Sprache. Und tatsächlich gibt kein Autor der klassischen Moderne dem Tier derart viel Raum.
Es ist ziemlich genau 50 Jahre her, dass ich meine ersten Erfahrungen mit der Literatur Kafkas gemacht habe, Ausgangspunkt einer umfassenden Beschäftigung mit dem Autor in den Folgejahren. Die Faszination beim Wiederlesen der einschlägigen Erzählungen ist gleich wie in der frühen Zeit, zudem gibt es eine umfangreiche Forschung, speziell die deutsche Kafka Gesellschaft widmet dem Thema „Kafkas Tiere“, differenzierte Beiträge zahlreicher Autoren.
Mit der Erzählung „Die Verwandlung“ beginnt eine literarische Serie von denkenden, sprechenden und leidenden Tieren, von gelehrten Hunden, gierigen Schakalen, psychotischen Maulwürfen, abgeklärten Affen und eingebildeten Mäusen. „Oft – und im Innersten vielleicht ununterbrochen – zweifle ich daran, ein Mensch zu sein,“ schreibt Kafka und legitimiert damit die Inanspruchnahme der imaginierten tierischen Positionen, denen er sich annäherte. Das Verhältnis von Mensch und Tier ist auch eine der zentralen und zeitlosen Fragestellungen im Werk des Autors. Nicht nur autobiografisches Schreiben grundiert allerdings diese Beschäftigung, es gibt einige Hinweise auf Recherchen im Bereich der Wissenschaften. Kafkas Tiere „streunen durch die weiten Felder zwischen Psychologie, Anthropologie, Biologie und Philosophie.“ (J. Thermann) Eine für Kafka dominante Position vertrat der Biologe Jakob von Uexküll in seinen Arbeiten („Empirische Befunde über die Umwelt und Innenwelt der Tiere“). Dessen vielbeachtete Forschungen umgehen die vorherrschend anthropomorphen Betrachtungen von Tieren, indem er versucht, die „Weltsicht“ der Tiere mittels eines „Weltentauschs“, einzunehmen. Diese „subjektive Biologie“ geht von der Existenz einer Pluralität von Welten aus. Für den Schriftsteller geht es natürlich um poetische Ziele einer literarischen Forschung (biologische Poetologie).
Laut Walter Benjamin stellt der eigene, tierische Körper also „die vergessenste Fremde“ in der Sprache dar. Sprache – Körper – Tier sind die Grundsäulen von Kafkas Poetik. Die häufig absichtliche Unbestimmtheit der literarischen Tiergestalten ist auch Maßstab für die Überführung in einen bildkünstlerischen Prozess. Die Grenzen zwischen Mensch und Tier verschieben sich, lösen sich teilweise auf. Die von Agamben erhoffte Versöhnung des Menschen mit seiner tierischen Natur wird wiederholt auch widersprüchlich thematisiert. Der Verweis auf den gemeinsamen Ursprung im Tierischen bleibt die Stelle der Verletzbarkeit – die Achillesferse – des humanistischen Menschenbildes. Oftmals wird bei Kafka das menschliche Selbstbild dekonstruiert („Ein Bericht an eine Akademie“) – es ist sein skeptischer Blick auf das anthropozentrische Menschenbild, grundsätzlich. Hierarchische Oppositionen werden als Konstruktionen entlarvt. Die Texte machen aber auch deutlich, dass es so etwas wie die Wahrheit nicht gibt – hierin „triumphiert die Literatur über die exakten Wissenschaften“ (Helen Dick). Rotpeter, der (Mensch werdende) Schimpanse („Bericht für eine Akademie“) fühlt sich in diesem Zwischenbereich von Tier und Mensch, nirgends wirklich zugehörig. Die Gesellschaft reagiert mit der Option „Einsperrung“ (Zoo,…) oder „Ausstellung“ (Variete,…). Kafkas „Forschungen eines Hundes“ spitzen die subjektive Tierperspektive weiter zu. Das Tier in „Der Bau“ gestaltet sich mit unglaublicher Akribie seine Umwelt, bleibt aber bedroht, scheinbar wehrlos, ausgeliefert.





Dies bildet den Referenzrahmen für meine künstlerische Auseinandersetzung mit dem „Wesen Tier“. Neben Textarbeiten - gestaltete Originalzitate bzw. Erzählungen, deren Textur sich verwandelt (die Linearität des Textes verändert sich zu körperhaften Knäueln…), entstanden grafische Arbeiten (hauptsächlich Radierung/Zeichnung), mit tierähnlichen Zeichen; ein Tierpräparat (Nebelkrähe) wurde in die Natur zurückgebracht (Fotoarbeit).
Ideal wäre ein installative, nichtlineare Hängung an einer Wand, um Bezüge besser herstellen zu können.
Peter Angerer
Peter Angerer: „going – staying“, 2023, Grafikinstallation, vielteilig, offen; Monotypie, Zeichnung, Linoldruck, Elementendruck, Text (Schablonenschrift), Unikate; Abb.: 210cm x 450cm, digitalisierte Grafiken samt Erweiterungen/TV Gerät
„Denken heißt überschreiten“ (Ernst Bloch)
Das 2023 begonnene Grafikprojekt „going – staying“/“gehen – bleiben“ nimmt die Dualität von Statik und Prozessualität zum Ausgangspunkt der bildkünstlerischen Auseinandersetzung. Gehen und Bleiben stellen somit grundlegende Metaphern für den Prozess und die Struktur der Welt dar. Volker Adolphs verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass Entwurf und Gliederung der Welt sich im Gehen und Bleiben konstituieren und damit das Bezugssystem vom Ich zur Welt grundieren. Der perspektivische Blick auf die Thematik kann dabei von unterschiedlichsten Ansätzen ausgehen. Dem philosophischen Bild „vom in der Welt sein“, der unser Weltverhältnis im Gegensatz von Dynamik und Ortsgebundenheit beleuchtet, steht die Thematik erzwungener Migration gegenüber, der die politischen Disruptionen der Gegenwart eingeschrieben sind. Einen weiteren Aspekt beinhaltet die angesichts medialer Durchdringungen sich verändernde Realität, oder das, was wir dafür halten. Dazu Volker Adolphs: „Eine merkwürdige Gleichzeitigkeit von Bewegung und Stillstand hat sich eingestellt. Wenn Bewegung total und allgegenwärtig ist, ist sie nicht mehr als Bewegung wahrnehmbar. Wenn sich alles bewegt, bewegt sich nichts. Daraus folgt aber nicht das Gefühl von Stabilität, unsere Wahrnehmung der Welt steht vielmehr entschieden und immer mehr unter dem Signum des Fließens, des Halt – und Rastlosen, des Vorübergehenden, der Selbstauflösung.“
Basis dieser Arbeit ist zusätzlich die Beschäftigung mit dem Thema „Wiederholung“ bzw. „Differenz und Wiederholung“ (Gilles Deleuze). Einzelne Tafeln kommen in dieser Arbeit in Varianten, Abweichungen analog und insbesondere als digitale Erweiterungen vor. Das Bleiben (unser Alltag) ist vielfach in Wiederholungszusammenhänge eingebunden. Nach Judith Butler ist Kunst auch ein „Raum der Koexistenz aller Wiederholungen“. Dem kritischen Potential von Wiederholung liegt ein Wandel des Kunstverständnisses zugrunde, zumindest eine Befragung des modernistischen autonomen Kunstwerks. Re-Aktualisierung, Globalisierung und Digitalisierung sowie Verfahren der Systematisierung befördern neue Aneignungsmodi in der Ausbildung unseres Wirklichkeitsverhältnisses. Das Prinzip der Serialität – ein wesentlicher Grundzug meiner Arbeit, sieht im Bild wesentlich die „In-Beziehung-Setzung“, samt einem Verweis auf die Tatsache, „es könnte auch anders sein“.
Die Dichotomie von gehen und bleiben, Wandlung und Konstanz, Bewegung und Ruhe, Dynamik und Statik, fremder Ferne und vertrauter Nähe, Außenwelt und Innenwelt bildet zwar den Ausgangspunkt, wird jedoch aufgelöst mit paradoxen Begriffspaaren wie „Dynamische Stabilisierung“ (H. Rosa), „rasender Stillstand“ (P. Virilio) oder „Das relative Bleiben“. B.C. Han schreibt in Referenz bzw. im Widerspruch zu Hannah Arendt (Vita activa) über die Intensität der Untätigkeit (Vita Contemplativa) und fordert gleichsam ein Innehalten in einem Leben, dass nur mehr über Reiz und Reaktion funktioniert. Hartmut Rosa betont, dass die Struktur (das Bleibende) moderner Gesellschaften nur mehr über den „Modus der Steigerung“ aufrechterhalten werden kann – Wachstum, Beschleunigung, Innovationsverdichtung als Auslöser sozialen Wandels, die weitreichende gesellschaftliche Desynchronisationseffekte auslösen. Rölli wiederum betont, dass das Bleibende nur vermöge unserer groben Organe da ist, was so also gar nicht existiert. Feinste, absolute Bewegungen der Wirklichkeit können wir demnach einfach nicht nachvollziehen. Ähnlich Wolfgang Welsch, der den Menschen grundsätzlich als ein Wesen der Übergänge sieht und unser Denken vom alten Substanz- und Stabilitätsideal weg, hin zu einem Denken der Prozessualität, der Flexibilität, der Übergänge und Verflechtungen beschreibt. „Ein jedes Seiende ist, was es ist, vielmehr durch die Prozesse, die zu ihm geführt haben und durch die Relationen, in denen es steht.“ (Welsch)
Literatur:
Dobbe/Raimondi (Hg): Serialität und Wiederholung, 2021
Huss/Winkler (Hg): Kunst und Wiederholung, 2017
Marc Rölli: Die Macht der Wiederholung, 2019
Volker Adolphs u.a.: gehen bleiben, Kunstmuseum Bonn, 2007 (Kat.)
Kunstforum 266/2020: Die Kunst des Gehens
Peter Sloterdijk: Wer noch kein Grau gedacht hat, 2022
Reckwitz/Rosa: Spätmoderne in der Krise, 2021
Hartmut Rosa: Beschleunigung und Entfremdung, 2013
Siegfried König: Jaques Derrida, 2017
Wolfgang Welsch: Im Fluss, 2021
B.C. Han: Vita Contemplativa, 2022
Peter Angerer: UNVERFÜGBARKEIT, 2019, Grafikunikate

„Unverfügbarkeit“ ist ein Begriff, den Hartmut Rosa verwendet. Mit weiteren Autoren (Byung-Chul Han, Beate Rössler, Wolfgang Welsch u.a.) geht es um die Beschreibung unserer Weltbeziehung, unseres Weltverhältnisses.
Die Verfügbarmachung (sichtbar machen, transparent machen, erreichbar machen, beherrschbar machen, nutzbar machen) scheint einer der wesentlichen kulturellen Antriebsmomente unserer Zeit zu sein. „Lebendigkeit, Berührung und wirkliche Erfahrung aber entstehen aus der Begegnung mit dem Unverfügbaren“ (H. Rosa).
Verfügbarmachung äußert sich beispielsweise im Bereich aktueller Körperkonzepte, die den Körper zwar einerseits als Störfaktor wahrnehmen, zumal in der Konzeption virtueller Welten, andererseits aber den Körper als Baustelle für Optimierungsstrategien vereinnahmen. („Quantified Self“). „Heute wird alles zählbar gemacht, um es in die Sprache der Leistung und Effizienz umwandeln zu können. So hält heute alle, was nicht zählbar ist auf, zu sein“ (B.C. Han). Die paradoxe Kehrseite aller Steigerungs- und Optimierungslogik, die, verschärft durch die Prozesse der Digitalisierung, inzwischen alle gesellschaftlichen Bereiche grundiert, bildet das „rätselhafte Zurückweichen der Welt“ (H. Rosa). Armin Nassehi: „Das Ubiquitäre am Digitalen liegt an seiner Einfachheit und an der voraussetzungslosen Form der Verarbeitung von digitalen Signalen. Das hat weniger etwas mit der Universalisierung von Zahlen zu tun als mit der Übersetzbarkeit von allem in die Sprache des Digitalen, das sich wie ein selbstreferentielles Netz von elektronischen Signalen über die Gesellschaft legt.“
Selbstverständlich gibt es keinen Zwischenschritt zwischen 0 und 1 und doch ist zu fragen, wo es noch Bereiche gibt, die sich der totalen Verfügbarkeit (Messbarkeit, Nutzbarkeit, Verwertbarkeit…) entziehen. Kunst jenseits ihrer marktförmigen Ausrichtung könnte eine entsprechende Sphäre der Unverfügbarkeit darstellen.
„Resonanz“ ist Beziehungsmodus für eine gelingende Weltbeziehung.
Peter Angerer









Peter Angerer: Systems, 2020, 101 Grafiken (Hochdruck, Flachdruck, Zeichnung, Schablonenschrift), je 70x50cm, Unikate
Die Arbeiten entstanden im Zeitraum von 3 Monaten zwischen Anfang März und Anfang Juni 2020

Die Werkserie „Systems“ im Horizont systemtheoretischer Grundlagen
Zirkuläres Denken bzw. zirkuläres Wahrnehmen beruht auf der Tatsache, dass alle Elemente innerhalb eines Systems aufeinander verweisen, also in Relationen aufeinander bezogen sind. Das System wäre folglich das Produkt dieser Relationen, in dem nichts für sich allein steht und nur die Wechselwirkung zwischen den Elementen von Relevanz ist. Autopoietische Systeme sind selbstreferentiell-zirkulär geschlossene Zusammenhänge von Operationen. Komplexität definiert sich aus der Zahl der Relationen zwischen den Elementen, wobei Komplexitätsrelation nicht Vereinfachung, sondern Konzentration auf bestimmte Darstellungsmodi bedeutet. Neue Existenzformen des Gesamtsystems beruhen auf dem Modell von Emergenz, wonach das Ganze mehr als die Summe seiner Teile ist. Jedes System hat einen Sinnhorizont und folgt einer Eigenlogik, was in Bezug auf die Gesellschaft auf sogenannte Funktionssysteme (Politik, Wirtschaft, Recht,…) mit jeweils spezifischem Weltbezug verweist. Kunst als Funktionssystem in der Erzeugung einer fiktionalen, imaginären Realität, ermöglicht gerade in ihrer Differenz zur „wirklichen Realität“, diese zu beobachten und erzeugt Weltkontingenz in einem Feld von Kausalität und Offenheit. Es verweist mit der daraus abgeleiteten Botschaft „es könnte auch anders sein“ auf die gesellschaftspolitische Relevanz von Kunst.






>> Video-Führung von Kurator Johannes Rauchenberger
Peter Angerer

Geboren 1956 in Altenmarkt, lebt seit 1979 in Frohnleiten; als Künstler zahlreiche Einzelausstellungen und Beteiligungen seit 1976
Kataloge; Ankäufe privat und öffentlich (Sammlung Wolf, Bund/Neue Galerie Graz, Land Stmk., Stadt Graz, KULTUM Graz); Mitglied im Künstlerhaus Wien; Mitglied Xylon Österreich; Schwerpunkt im Bereich von thematischen Bild-Text Arbeiten, Arbeiten im Bereich konzeptueller Malerei/Objekt/Installation, Fotografie, Grafik/ Druckgrafik, Arbeiten im Grenzbereich versch. Disziplinen – multi media
Bis 2018 Lehrtätigkeit an der PH (Pädag. Hochschule Augustinum) Graz im Bereich Grafik, Didaktik und künstlerischer Projektarbeit; kuratorische Tätigkeit, Vortragstätigkeit im Rahmen der LehrerInnenfortbildung Stmk. und in Kunstseminaren; Mitarbeit in EU-Projekten zur ästhetisch-künstlerischen Bildung/Hochschulentwicklung und Mitarbeit an Publikationen, Veröffentlichungen in Fachzeitschriften; Lehrendenmobilität: Litauen, Polen, Deutschland (Heidelberg, Weimar), Italien, Belgien, Slowenien; Gastlehrender der PH Heidelberg seit 2008
Fotos von der Eröffnung (Samstag, 16. September 2023, 11 Uhr)
Eröffnungsansprache und Werkeinführung von Kurator Johannes Rauchenberger

Kurator: Johannes Rauchenberger
In Kooperation mit

Galerientage steirischer herbst: 23. September 2023
Künstler- und Kuratorengespräch mit Peter Angerer und Johannes Rauchenberger: Samstag, 30. September 2023, 13 Uhr
Lange Nacht der Museen: Samstag, 7. Oktober 2023, Führung
Eintritt: € 8,–/Jugendliche frei. Für Schulklassen Führungsbeitrag € 3,–
Künstlergespräche mit Peter Angerer:
Samstag, 30. September 2023, 13 Uhr
„Gehen und Bleiben als Metaphern des in der Welt Seins“ (Going – Staying, Flucht)
Samstag, 7. Oktober 2023, 20 Uhr,
Lange Nacht der Museen
„Gstettn als Orte des Dazwischen“ (Gstettn)
Samstag, 21. Oktober 2023, 11 Uhr
„Instabile Welten“ (Tilted Homes)
Mittwoch, 25. Oktober 2023, 17 Uhr
„Eindeutig mehrdeutig – Gegen die Tendenz zu einem Weniger an Vielfalt“ (Ambiguity, Systems)
Samstag, 4. November 2023, 11 Uhr
„Kunst – Unverfügbarkeit – Resonanz“ (Unverfügbarkeit, Ahnungen)
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Mittwoch, 22. November 2023, 17 Uhr
„Kafkas Tiere“ (Kafkas Tiere)
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Samstag, 9. Dezember 2023, 11 Uhr
„Die Erfindung der Realität“ (Die Erfindung der Realität, Selbst Denken)
Mittwoch, 13. Dezember 2023, 17 Uhr
„Über Kunst und künstlerische Bildung“ – Zusammenfassung der Ausstellung
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PRESSEMELDUNGEN
ORF-Steiermark heute, 7.12.2023 (Gestaltung: Sylvia Andrews)
Radio Steiermark – Kulturzeit, 7.12.2023 (Gestaltung: Sylvia Andrews)
Kulturzeitung 80: Gehen & Bleiben im KULTUM (September 2023)
Kleine Zeitung, 20. November 2023
Künstlerische Dialoge: Kronen Zeitung, 19. September 2023
























































