Das KULTUM interessiert sich auch für alte Kunst, weil an ihnen Erzählungen deutlich gemacht werden können, die sich gerade für heute als sinnstiftend erweisen, kritische Sichtweisen ermöglichen und Orientierung geben können. Gerade die (Glaubens-)Geschichte ist derartigen Narrativen unterworfen, etwa – als Macht-, Angst-, Religionskonflikts-, Grenz-, Denk-, Armuts- und Schönheitsgeschichte: Als "Last & Inspiration". So lauterte die Ausstellung, die das KULTUM mit Partnerinstitutionen wie Diözesanmuseum und QL-Galerie anlässlich des 800 Jahre Jubiläums der Diözese Graz-Seckau hauptverantwortete.
Das KULTUM hat keine historische Werke im Depot. Es macht sich deshalb für einen Museumsbegriff von Sakralkunst stark, der die Werke der Vergangenheit nicht im Museum, sondern in den Kirchen dieses Landes sucht. Für "800 Jahre Diözese Graz-Seckau" hat das KULTUM die Schönheit steirischer Sakralkunst, romanische, gotische, barocke und gegenwärtige in Form von Videoportraits als Ausstellung konzipiert. Ein Spezifikum der Diözese Graz-Seckau ist gerade das produktive Verhältnis zur zeitgenössischen Kunst: Mit "Sakral : Kunst. Innovative Bildorte seit dem II. Vatikanischen Konzil in der Diözese Graz-Seckau" ein Projekt gemeinsam mit der diözesanen Kunstkommission, wurden derartige Spitzenbeispiele beschrieben – als Raum, Bild, Fenster, Kreuz, als Mitte und als Öffnung: Wir haben diese Werke nun auch online verfügbar gemacht. Auch Installationen zeitgenössischer Kunst in historischen Räumen – erinnert seien etwa Luc Tuymans, Antony Gormley, Maaria Wirkkala, Ruth Schnell oder Anish Kapoor – sind diesem Aspekt zuzuordnen.
Für das KULTUM als "Museum vor der Zeit" stellt sich als Brennpunkt des Interesses denn auch, wie zeitgenössische Kunst das Christentum reflektiert: Anlässlich des Diözesanjubiläums "800 Jahre Diözese Graz-Seckau" wurde mit "Glaube Liebe Hoffnung" die größte Ausstellung im Kunsthaus Graz und im KULTUM realisiert.
Das KULTUM hat keine Sammlung realer sakraler Kunst. Wohl aber hat es eine reiche Bildersammlung (mit mehr als 3000 Motiven), die auf den Aufbau einer jahrzehntelangen bildtheologischen Forschung basiert: Aus dem Nachlass von Prof. Alex Stock (1937–2016) von der Bildtheologischen Arbeitsstelle der Universität zu Köln stammt diese dem KULTUM übergebene Sammlung bildtheologischer Bilder und Aufsätze. Sie bilden einen reichen Bilderschatz internationaler Kunst zu christlicher Ikonografie.
Mit dem Ansatz bildtheologischer Forschung wird seit mehr als 15 Jahren in universitären Lehrveranstaltungen dieser Aspekt verfolgt, der auch in Vorträgen und Publikationen seinen Niederschlag findet. Auch in internationalen Großausstellungen wie "Himmelschwer. Transformationen der Schwerkraft" (Graz 2003 – Kulturhauptstadt Europas) bei "Glaube Liebe Hoffnung. Zeitgenössische Kunst reflektiert das Christentum" (2018, in Kooperation mit dem Kunsthaus Graz), oder bei "Last &Inspiration. 800 Jahre – 8 Fragen" (2018, in Kooperation mit dem Diözesanmuseum Graz), die jeweils vom KULTUM hauptverantwortet wurden, wurde/wird diese historische Dialogsituation alter und neuer Kunst bearbeitet.