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Baustelle | Construction Site

Pfarrkirche, Hausmannstätten

Die Barockkirche von Hausmannstätten ist ein lichter, einladender Sakralraum, der im Laufe der Jahrhunderte mehrmals verändert wurde. Der letzte Eingriff erfolgte im Jahr 2008 mit der Neugestaltung der gesamten Altarzone. Der in Graz geborene und in Wien lebende Künstler Manfred Erjautz (*1966) hat die ihm gestellte Aufgabe in einer radikal einfachen Formensprache gelöst. Mit Mauerziegeln, die man ebenso für den Hausbau verwendet, hat er einen schlichten Kubus aufgebaut, der mit einer Glasplatte abgedeckt ist. Im Inneren des Altarblocks wurde der Boden aufgerissen, sodass sich die Geschichte der Kirche in einigen Schichten des Bodens erahnen lässt. Der neue Altar ist auf den ersten Blick eine Enttäuschung für jene, die sich als Mitte der Kirche etwas Prunkvolles erwartet haben. Seine nackte Materialpräsenz verführt aber vielmehr dazu, im Einfachen und scheinbar Unfertigen die sakrale Gegenwart erahnen zu lassen. Der Altar ist zuerst Symbol für Jesus Christus. Eine fundamentale Irritation begleitete dessen Auftreten und dessen Botschaft. Es war und ist kaum zu begreifen, dass sich in seinem raum-zeitlich begrenzten menschlichen Leib Gott selbst geoffenbart hat. Und ebenso bleibt das Wesentliche der Eucharistie, dass in einer schlichten Scheibe Brot Gott in seiner Fülle gegenwärtig ist, ein abgründiges, ein radikales, bis in die Fundamente reichendes Geheimnis. Der Altar von Erjautz wird dieser provozierenden Einfachheit des Evangeliums in einer zeitgenössischen Bildsprache gerecht. Er verpflichtet alle, die an der göttlichen Liturgie teilgenommen haben, auch das Leben der Menschen von heute in seiner Einfachheit und Komplexität zu teilen und vor allem jenen zu begegnen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt sind. Der Ambo – wie eine Zeichnung im Raum – besteht aus Eisenstäben, die das tragende innere Gerüst einer vorstellbaren Betonsäule bilden. Das Wort Gottes steht fest im Raum und ist zugleich materiell nicht fassbar. Verkündigen und Aufnehmen des heiligen Wortes sind ein dynamischer Prozess, eine offene geistliche Kommunikation, die keine überflüssigen Konstruktionen nötig hat. Neben der Altarraumgestaltung wurde auch die ursprüngliche gotische Kirche von Hausmannstätten, die seit der Barockzeit ein Querschiff zum Hauptraum bildet, neu gestaltet. An die Stelle von wertlosen Gläsern wurden in die fünf spitzbogigen Fenster farbintensive Glasgemälde von Thomas Reinhold eingesetzt. Der 1953 in Wien geborene und dort arbeitende Maler hat in jedem Fenster jeweils zwei Dreiergruppen von Farbe gesetzt, die leicht ineinanderfließen. Das bewusst kontrollierte und zugleich mit einer Leichtigkeit aufgetragene Farbgewebe verwandelt die Seitenkapelle in einen wunderbaren eigenständigen Meditationsraum.

Hermann Glettler

MANFRED ERJAUTZ Altar und Ambo / Altar and ambo, 2008, Eisenstahl, Mauerziegel und Glasplatte / Steel, building bricks and glass panel Pfarrkirche Hlgst. Dreifaltigkeit, Hausmannstätten | Diözese Graz-Seckau

MANFRED ERJAUTZ Altar und Ambo / Altar and ambo, 2008, Eisenstahl, Mauerziegel und Glasplatte / Steel, building bricks and glass panel Pfarrkirche Hlgst. Dreifaltigkeit, Hausmannstätten

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Construction Site

The Baroque church of Hausmannstätten is a bright and welcoming sacral space which has been transformed several times over the centuries. The most recent intervention occurred in 2008, with the redesign of the altar zone. The Graz-born and Vienna-based artist Manfred Erjautz (*1966) solved the task he had been set in a radically simple formal language. He built a simple cube with bricks that are commonly used for building a house and covered it with a glass panel. Inside the altar block, the floor was torn open so that the history of the church is vaguely perceptible in some layers of the ground. At first sight, the new altar is disappointing for those who have expected something magnificent to form the centre of the church. Yet its naked material presence rather seduces us to have a presentiment of sacral presence in simple and seemingly unfinished things. First and foremost, the altar is a symbol for Jesus Christ. A fundamental irritation accompanied the latter’s appearance and message. It has always been almost impossible to comprehend that God himself manifested in this temporally and spatially limited human body. Likewise, the essence of the Holy Communion—that God in his fullness is present in a simple slice of bread—remains an abysmal, a radical mystery that reaches down to the foundations. Erjautz’s altar does justice to this provoking simplicity of the Gospel in a contemporary visual language. It obliges all who have participated in the divine liturgy to also share the life of the people today in both its simplicity and complexity, and above all, to meet those who are pushed to the margins of society. Like a drawing in space, the ambo consists of iron bars that form the supporting inner framework of an imaginable concrete pillar. The word of God is firmly established in this space, and at the same time it is intangible. Annunciating and receiving the holy word are dynamic processes, an open spiritual communication which does not need any superfluous constructions. Along with the design of the sanctuary, the originally Gothic church of Hausmannstätten too, which has formed a transept to the main space since the Baroque period, has been redesigned. Colour-intensive glass paintings by Thomas Reinhold replaced the cheap glass of the five ogival windows. The artist, who was born in Vienna in 1953 and works there, put two triplets of colours into each window which slightly merge. The deliberately controlled colour fabric that has at the same time been applied with ease transforms the side chapel into a wonderful self-contained space of meditation.

Text aus |Text from: Sakral: Kunst, Innovative Bildorte seit dem II. Vatikanischen Konzil in der Diözese Graz-Seckau | Sacred Art Innovative Pictorial Sites in the Diocese of Graz-Seckau since the Second Vatican Council. Ausgewählt und mit Texten erläutert von | Selected and explained with texts by Hermann Glettler, Heimo Kaindl, Alois Kölbl, Miriam Porta, Johannes Rauchenberger, Eva Tangl. Mit einem Einleitungsessay von | with an introductory essay (German only) by Johannes Rauchenberger, Regensburg 2015, S. | p. 222-223.