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Pfarrkirche, Übelbach

Wie lässt sich eine kreative Verbindung zwischen einem klassischen Hochaltarretabel und der zeitgenössischen Gestaltung eines Zelebrationsaltares herstellen? Die spätgotische Pfarrkirche in Übelbach, ein lichtvoller, von einem Netzrippengewölbe überspannter Kirchenraum mit einer einladenden Atmosphäre, liefert dazu ein überzeugendes Beispiel. Die erste Aufmerksamkeit fällt auf den klassizistischen Hochaltar mit dem eindrucksvollen Gemälde „Das Martyrium des heiligen Laurentius“ aus dem Jahr 1680 von Hans Adam Weissenkircher. Der römische Diakon Laurentius sitzt als lichte Gestalt abgehoben vom dunklen Bildgrund nach rückwärts geneigt, von Henkern gehalten und nahezu völlig nackt auf einem glühenden Rost. Die Entkleidung des Heiligen und der eiserne Rost werden als Bildbezüge in der Altargestaltung von Gustav Troger (*1951) aus dem Jahr 1996 aufgegriffen. Der Künstler schichtete drei Zentimeter starke und an den Rändern leicht wellenförmig geschnittene Eisenplatten zu einem strengen Quader. Die Oberfläche der Platten wurde mit Messing gebürstet und erhielt dadurch einen mattgoldenen Glanz. Zwischen den Platten, die von oben betrachtet an riesige Ansichtskarten denken lassen, wurden verschiedene Kleidungsstücke der Übelbacher Bevölkerung eingelegt. Man sieht sie nur von der Seite, zusammengepresst als feine Farbstreifen. Mit diesen repräsentativen Textilien (Kinder- und Alltagskleider, die Uniform eines kurz zuvor verstorbenen Polizisten, eine Arbeitsmontur und ein Brautkleid, ein Priestertalar und vieles mehr) ist eine großartige symbolische Integration der in der Ortschaft lebenden Menschen geglückt. Das textile Ensemble bildet die Kirche ab, den neuen Leib, der in der gottesdienstlichen Feier erfahrbar wird, und verbindet viele existenzielle Momente und Alltagssituationen mit dem Geschehen am Altar. Die abgelegten Kleider sind darüber hinaus eine deutliche Geste des Sterbens bzw. ein Bild der Verwandlung des Lebens analog zum Entpuppen eines Schmetterlings. Der Apostel Paulus schreibt: „Wir werden alle verwandelt werden. Das Vergängliche muss sich mit Unvergänglichkeit bekleiden und das Sterbliche mit Unsterblichkeit.“ (1 Kor 15,51–53) Der Ambo befindet sich nicht innerhalb des Chorraums, sondern auf dem Bodenniveau des Hauptschiffes, wodurch der Ort der Verkündigung nahe an die feiernde Gemeinde herangeführt wurde. Troger hat aus den Eisenplatten des Altares geometrische Grundformen wie Kreis, Dreieck, Quadrat und Kreuz ausgeschnitten und damit die Ambo-Skulptur schichtweise aufgebaut. Dieser gestalterische Eingriff verlinkt den Tisch der Eucharistie mit dem Tisch des Wortes zu einem inneren, spirituellen Zusammenhang. Es ist die eine Gottesgemeinschaft, die durch das Hören des göttlichen Wortes und durch den Empfang des eucharistischen Leibes konstituiert wird. Und sie wäre nicht vollständig, würde sie nicht zur Gemeinschaft mit den Bedürftigen unserer Zeit, wie sie Laurentius vorgelebt hat, hinführen.

Hermann Glettler

GUSTAV TROGER Altar und Ambo / Altar and ambo, 1996, Eisenplatten, Messing, Kleidungsstücke / Iron panels, brass, pieces of clothing Pfarrkirche Hl. Laurentius, Übelbach | Diözese Graz-Seckau/Nikola Milatovic

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GUSTAV TROGER Altar und Ambo / Altar and ambo, 1996 Eisenplatten, Messing, Kleidungsstücke / Iron panels, brass, pieces of clothing Pfarrkirche Hl. Laurentius, Übelbach

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How can a connection between a classic high altar piece and the contemporary design of a celebration altar be established? The late Gothic parish church in Übelbach, a church space full of light, covered by a rib vault, and with an inviting atmosphere, is a convincing example for this. At first, one’s attention is drawn to the classicist high altar with Hans Adam Weissenkircher’s impressive painting “The Martyry of Saint Lawrence” from 1680. The Roman deacon Lawrence is sitting as a light figure bending backward in clear contrast to the dark ground, held by executioners and almost naked over a glowing gridiron. The undressing of the saint and the gridiron were taken up by Gustav Troger (*1951) in his altar design of 1996. The artist layered three-centimetre-thick iron panels with slightly wave-shaped cuts on the margins to form a strict cuboid. The surface of the panels are brass-brushed, thus obtaining a matte golden sheen. Various pieces of clothing of the population of Übelbach were inserted between the panels, which, viewed from above, remind of huge picture postcards. They are only visible from the side, as thin, compressed colour strips. With these representative textiles (children’s clothes, everyday clothes, the uniform of a policeman who had recently died, a piece of workman gear and a wedding dress, a priest’s robe, and much more), a fantastic symbolic integration of the people living in this village has been achieved. The textile ensemble depicts the church, the new body which can be experienced in the celebration of the Holy Mass, and connects many existential moments and situations of everyday life with the events at the altar. Moreover, the cast-off clothes are a clear gesture of dying and/or an image of the transformation of life analogous to a butterfly emerging from its chrysalis. The apostle Paul wrote, “And we will be changed. For what is decaying must be clothed with what cannot decay, and what is dying must be clothed with what cannot die.” (1 Corinthians 15:51–53) The ambo is not located within the choir, but on the floor level of the main nave. For this reason, the place of annunciation was led close to the celebrating congregation. Troger built up basic geometrical forms such as circle, triangle, square, and cross from the iron panels of the altar in a layered manner. This creative intervention links the table of the Holy Communion with the table of the word to form an inner spiritual context. It is a communion with God that is constituted by hearing the word of God and receiving the Eucharistic body. And it would not be complete if it did not lead to the communion with the needy of our time, as set as an example by Saint Lawrence.

Text aus |Text from: Sakral: Kunst, Innovative Bildorte seit dem II. Vatikanischen Konzil in der Diözese Graz-Seckau | Sacred Art Innovative Pictorial Sites in the Diocese of Graz-Seckau since the Second Vatican Council. Ausgewählt und mit Texten erläutert von | Selected and explained with texts by Hermann Glettler, Heimo Kaindl, Alois Kölbl, Miriam Porta, Johannes Rauchenberger, Eva Tangl. Mit einem Einleitungsessay von | with an introductory essay (German only) by Johannes Rauchenberger, Regensburg 2015, S. | p.274-277.