Die Bibel zählt zu den inspirierendsten Quellen für die abendländische Kunst. Umgekehrt hat diese unser Wissen um die Bibel sogar maßgeblich geprägt und sie verständlich gemacht. VULGATA – die lateinische Bibelübersetzung des Heiligen Hieronymus vor 1600 Jahren – hat diese Verständlichkeit sogar im Namen. Sie war die Basis für die Kunst. Wie verhält es sich damit heute? Wie setzen sich zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler im „Betriebssystem Kunst“ in der Gegenwart mit der Bibel auseinander? Was inspiriert sie an ihr?
Die Sonderausstellung „VERTRAUT UND FREMD. VULGATA 77 zeitgenössische Zugriffe auf die Bibel“ im Dommuseum Mainz, die auf Initiative der Ökumenischen Stiftung Bibel und Kultur aus Anlass ihres 30. Gründungsjahres initiiert wurde und in Kooperation mit dem KULTUM Graz und dem Dommuseum Mainz realisiert worden ist, geht mit 30 Künstlerinnnen und Künstlern aus Europa in 77 Einzelwerken diesen Fragen nach.
Die Ausstellung wurde in einer ersten Fassung erstmals 2017 als Beitrag des KULTUM Graz – Zentrum für zeitgenössische Kunst, Gegenwartskultur und Religion zum 500-jährigen Reformationsjubiläum gezeigt. Sie geht zurück auf eine jahrelange Beschäftigung des Autors mit dem Verhältnis von zeitgenössischer Kunst und Religion, aus der viele vertrauensvolle Zusammenarbeiten mit Künstlerinnen und Künstlern zu diesem spezifischen kuratorischen Blick entwachsen sind. Daraus wurde im KULTUM in Graz eine Sammlung für zeitgenössische Kunst und Religion aufgebaut, aus der ein großer Teil der Arbeiten für diese Ausstellung entstammt. Die Werke, die hier real gezeigt werden, sind zudem Teil eines (virtuellen) Museums für Aspekte von Religion im beginnenden XXI. Jahrhundert, das sich in weiteren Ausstellungen erweitern wird und erstmals 2015 im dreibändigen Buchmuseum „Gott hat kein Museum. Religion in der Kunst des beginnenden XXI. Jahrhunderts. | No Museum Has God. Religion in Art in the Early 21st Century.“ (Schöningh-Verlag) publiziert worden ist.
Im Dom- und Diözesanmuseum in Mainz mit seinen herausragenden Werken des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit traten zudem viele von ihnen in einen fruchtbaren Dialog. So scheinen auch die zeitgenössischen Arbeiten in einem anderen Licht.