Museum: Raum 02

Alois Neuhold: Rote Verkündigung mit dem rosa Täubchen, 2004/05, Siehe ich bin die Magd des Unbegreiflichen, 2004/05

In kleinen Bildschreinen baut Alois Neuhold Schicht für Schicht Bildkörper auf, die, nach wochenlangem Aufbau der geformten Steintropfen, bemalt werden. Bildvolumina, gefüllt mit Farbe, deren Strenge sich an die kleine Form des Bildes zu halten suchen, erweitern äußerste Farbdichte auch räumlich in die dritte Dimension. Am Ende erhalten diese zumeist in Serien gemalten Bilder ihre Namen. „Rote Verkündigung mit dem rosa Täubchen“ und „Siehe ich bin die Magd des Unbegreiflichen“ nehmen in subtil anmutender Verfremdung das Thema der Verkündigung des Engels an Maria auf. Die Ahnung an dieses Bildthema reicht, eine nähere Erkennbarkeit wird bewusst vermieden: Die Form des Bildschreins baut freilich eine Brücke über die Brüche der Moderne hinweg. Wohl aber ist die pralle Farbigkeit bei Neuhold ein Hinweis auf die Fähigkeit, dass sich in ihr Wesen und Geheimnis des Lichts offenbart. Der Farbleib des Bildes eröffnet in seiner dezidierten Beschränkung auf kleinstem Raum die sinnliche Erfahrung der Ahnbarkeit einer Licht-Inkarnation. Das Bild als solches ist greifbar in den Höhen und Tiefen – jede Schicht dieses luftigen Bildleibes wurde nach und nach bemalt und wieder überhöht, sodass letztlich seine Tiefe wirkt. Es ist die Verdichtung im Anblick sinnlich nachvollziehbar.

Siehe ich bin die Magd des Unbegreiflichen, 2004/05 Spachtelmasse, Acryl, Karton, 27x19x8 cm KULTUMdepot Graz, aus: Alois Neuhold: Wenn dir die Welt einsteint (2005) und: NICHT VON HIER (2012/13) | Alois Neuhold

Alois Neuhold

geboren 1951 in Eggersdorf bei Graz, Österreich, lebt und arbeitet in Baldau (Südsteiermark). Neuhold studierte Theologie in Graz, wurde 1977 zum Priester geweiht und 1978 suspendiert. Er studierte und diplomierte daraufhin Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Prof. Melcher. 1986 wurde er Mitglied in der Gruppe 77, deren Präsident er lange Zeit war. Mit seinen grafischen Arbeiten war er in den 1980er Jahren bei namhaften Ausstellungen der jungen österreichischen Malereigeneration vertreten. Im KULTUM wurde Neuhold in den Ausstellungen “Himmlischen Jerusalem” (2000), „LICHTMESZ“ (2009), „reliqte, reloaded: Zum Erbe christlicher Bildwelten heute” (2015/16) und „VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel“ (2017) und “Glaube Liebe Hoffnung” (2018) sowie in den Einzelausstellungen „Alois Neuhold: Wenn dir die Welt einsteint“ (2005), „Alois Neuhold. NICHT VON HIER“ (2012/2013), “Alois Neuhold. Innergärten und Trotzdemblüten - verstreute Blütenblätter aus dem Gartenbuch eines verlorenen Paradieses ...“ (2020) gezeigt. Im Zuge der großen Retrospektive im steirischen herbst 2013 entstand die Werkmonografie: „Du musst dir die Augen ausreißen und die Hände an die Ohrstiegen legen“ (hg. von Johannes Rauchenberger) im Springer Verlag Wien-New York.

born in Eggersdorf near Graz in 1951; lives and works in Baldau (southern Styria, AT). Neuhold studied Theology in Graz. In 1977, he was ordained as a priest and was suspended from office in 1978. Then he studied and gra-duated at the Academy of Fine Arts Vienna, in Professor Melcher’s class. In 1986, he became a member of the artists’ group Gruppe 77, whose President he was for a long time. His graphic works were represented in renowned exhibitions of the young Austrian generation of painters in the 1980s. Neuhold was shown in the KULTUM in the exhibitions “Alois Neuhold: Wenn dir die Welt einsteint“ (2005)and “LICHTMESZ“ (2009). In the frame of the comprehensive retrospective in the steirischer herbst festival 2013, “Alois Neuhold. NICHT VON HIER“ (2012/2013), the monograph “Du musst dir die Augen ausreißen und die Hände an die Ohrstiegen legen“ (edited by Johannes Rauchen-berger and published by Springer Publishing House Vienna-NewYork) was produced.

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Alois Neuhold: Rote Verkündigung mit dem rosa Täubchen (Red Annunciation with the Pink Little Dove), 2004/05, Siehe ich bin die Magd des Unbegreiflichen (See I Am the Maid of the Inconceivable), 2004/05

Alois Neuhold builds up image bodies layer by layer in little picture shrines that he paints after building up and shaping the stone beads for weeks. Pictorial volumes filled with color whose rigor seeks to adhere to the small image format, extend maximum color density also spatially into the third dimension. In the end, he adds captions to these images, which he mostly paints in series. In the mode of subtle alienation, “Rote Verkündigung mit dem rosa Täubchen (Red Anunciation with the Pink Little Dove) and “Siehe ich bin die Magd des Unbegreiflichen (See I Am the Maid of the Inconceivable) take up the subject of the angel’s annuciation to Mary. An idea of this pictorial subject is enough; more specific recognizability is deliberately avoided. Of course, the form of the picture shrine builds a bridge beyond the discontinuities of modernity. Yet the intensive colorfulness of Neuhold’s works hints to the possibility that the essence and the secret of light reveal themselves in them. Firmly restricting itself to the smallest space, the color body of the image provides the sensual experience of an idea of the incarnation of light. The image as such is palpable in its heights and depths—each layer of this airy image body was painted little by little and exaggerated again, so that its depth has an effect in the end. Thus the compression of the view can be sensually reproduced.

Text aus | Text from: Johannes Rauchenberger: Gott hat kein Museum. Religion in der Kunst des beginnenden XXI. Jahrhunderts. | No Museum Has God. Religion in Art in the Early 21^stCentury. (IKON. Bild+Theologie, hg. von | ed. by Alex Stock und Reinhard Hoeps), Verlag Ferdinand Schoeningh, Paderborn 2015, S. | p. 204-205.