Widersprüche sind für den Glauben kein Hindernis: Aus der Distanz – oder in der Fremde – lässt sich die Beziehung von Körper und Kirche vielleicht ehrlicher reflektieren. Der in Paris lebende Komponist und Klangkünstler Amadeus Regucera ist ein Sohn philippinischer Emigranten; in dieser Arbeit, die im Rahmen des Komponistenworkshops „Composition beyond Music“ entstanden ist, verbindet er eine für viele gültige Migrationserfahrung mit persönlich erlebter Biografie: Was seine Großeltern und Eltern in der neuen Heimat hielt und zusammen hielt, war die Religion, genauer: die religiöse Praxis. Diese hatte eine stark katholische Färbung: der Rosenkranz und eine extreme Passionsfrömmigkeit waren intensive biografische Elemente der Kindheit von Amadeus Regucera; diese bildeten auch die wesentlichen Kompositionselemente für seine Arbeit „Communication“: sparsam eingesetzte Materialien wie Jute, Seil und ein Bambusstab. Neben dem Büßerhemd sind Strickknoten an die Wand geheftet, aus denen Gesänge von einer philippinischen Karfreitagsprozession zu hören sind. Aus dem Bambusstab ertönt das immer wieder kehrende Ave Maria, aus dem dritten Arrangement eines hängenden Seils sind sexuelle Lustschreie zu hören: Passion und Ekstase, Peinigung und Sexualität stehen nebeneinander oder überlagern sich im Raum. Seelenwäsche: Religiöse Zwangsrituale, emotional und körperlich hoch aufgeladene Riten werden zur sexuellen Lust und umgekehrt, jedenfalls stehen sie, auch wenn sie Konkurrenz sein sollten, nebeneinander im Raum. Zur Eröffnung beschrieb Amadeus mit weißer Kreide die weiße Wand mit dem Ave Maria – bis zur völligen körperlichen Erschöpfung: Fast nichts ist als Relikt zu sehen, und doch ist die ganze Wand voll von der Kraftanstrengung dieses performativen Gebetes.