Kann Kunst für die Kirche vermittelt werden? Kommen Widersprüche erst gar nicht auf? Der deutsche Videokünstler Christian Jankowski verlegt die Frage ins freikirchliche, evangelikale Amerika, wo er einen für Amerika typischen Fernseh-Prediger eine Ansprache an seine Gemeinde halten lässt, deren Thema in einem solchem Rahmen zunächst eher ungewöhnlich erscheint: es geht um Kunst. Der Zuschauer erlebt staunend, wie Pastor Peter Spencer sich rhetorisch versiert und kenntnisreich über die spirituelle Bedeutung von Kunstwerken und das Wesen von „holy art“ verbreitet, sowohl in Bezug auf die Kunstgeschichte als auch im Hinblick auf das Spirituelle im Alltag. Und wie er letztlich auch die Verbindung zu Jankowskis gerade entstehendem Werk – dessen Akteur und damit Mitautor der Pater selbst ist – herstellt. Überzeugend argumentiert der Prediger für den Stellenwert von Kunst, die spirituelle Bereicherung, die auch „nicht-religiöse“ Kunst für ihr Publikum darstellen kann und die Bedeutung von Spiritualität für das tägliche Leben jedes Einzelnen. Während dieser Fernsehpredigt bittet der Pastor den Künstler Jankowski auf die Bühne, wo er unvermittelt vor den Füßen des TV-Predigers zusammenbricht und regungslos verharrt. Spencer nutzt den Anlass, um seiner Gemeinde die Untrennbarkeit zwischen künstlerischer Kreativität und der schöpferischen Kraft Gottes zu predigen. Jankowskis Performance sei ein „Heiliges Kunstwerk“, das die Brücke zwischen Kunst, Religion und Fernsehen schlage. Mit einem „Danke, Gott, dass du dies ermöglicht hast“ erhebt sich der Künstler anschließend wieder und treibt damit sein Spiel zwischen Affirmation und Subversion auf die Spitze. „The Holy Artwork“ hinterfragt das Wesen der Kunst und die Rolle des Künstlers in der modernen Mediengesellschaft ebenso wie die Funktion der Medien Film und Video als Spiegel postmoderner Identitätsbildung oder religiöser Glaubensverbreitung.