Während seines einjährigen Paris-Aufenthaltes fand der Künstler (und jetzige Bischof von Innsbruck) Hermann Glettler zunehmendes Interesse an der Befragung populärkultureller Bildwelten. Mit der Marke "Royal Paris" erklärt er scheinbar gefundene Objekte von Stickpackungen in unterschiedlicher Farbauswahl zu Kunst. Das Motiv zeigt eine der wenigen Fotografien der Hand von Pater Pio (1887–1968), der ab 1918 die Stigmata Christi an seinem Körper getragen haben soll: Bei jeder heiligen Messe bluteten die Wunden. Er fand damit nicht nur zunehmende Verehrer, sondern auch große Skeptiker, auch von der katholischen Kirche selbst. Um die Wunden zu verbergen, hatte P. Pio meist fingerlose Handschuhe getragen. Ist das Foto ein Beweis? Ist es Reklame für den derzeit populärsten Heiligen Italiens, der von Papst Johannes Paul II. 1999 selig und 2002 heilig gesprochen wurde? Ein weiterer Teil der ungeheuerlichen Merkantilisierung seiner Marke? Ist das Foto nun wirklich auf die Vorlage übertragen worden und wird es so zum Sticken verkauft? Oder war das vielleicht der künstlerische Akt? Wie fühlt sich das Sticken an, wenn man die Stigmata stickt? Unbeantwortete Fragen, die Teil des Kunstwerks sind. High- und Lowculture in die Debatte von Kunst und Religion einzutragen ,führt dieses Werk Glettlers in einer besonderen Weise vor. Es fordert auch dazu auf, über die Banalisierung von Zeichen, oder auch der sakralsten Zonen gerademit dem Modus von Skepsis nachzudenken.