Das Künstlerduo Korpys/Loeffler hat in seiner Arbeit „Für ein Leben nach dem Tod“ (2006) Papst Johannes Paul II. bei seinen öffentlichen Auftritten in Rom in seinem letzten Lebensjahr mit der Kamera begleitet. Die filmische Arbeit, formal eine Dokumentation, ist eine vollendete Komposition aus Bild, Ton, Dramaturgie und Montage, die wegen (oder trotz) ihres repetitiven Rhythmus eine visuelle Faszination entwickelt. Die religionskulturellen Inszenierungen verfolgend waren Andrée Korpys und Markus Löffler bei Messen, Audienzen und Segensfeiern anwesend. Bei diesen Veranstaltungen ließen sich nicht nur die opulent ausgestatteten Choreografien um das als Leidender in der Nachfolge Christi auftretende Oberhaupt der katholischen Kirche beobachten, sondern auch die Nebenakteure der Inszenierung: Journalisten, Bodyguards und Polizisten. Immer wieder rücken auch dunkle Anzüge ins Bild, ausgestattet mit Kameras und Handys, Rädchen im System eines Medienevents. Alle Beteiligten – ob Kardinäle beim Zupfen der Tischdecke, Medienprofis beim atemlosen Rapportieren oder die stoisch anwesenden Sicherheitskräfte – sind vereint in der Erzeugung eines nie endenden katholischen Bilderreigens, der über Fernsehbildschirme die Heiligkeit der päpstlichen Lichtgestalt millionenfach in die Häuser und Hütten aus‚strahlt’. Die Künstler richten ihren Fokus auf den medialen Missionierungsapparat, auf die Strukturen der Repräsentation von Macht und Autorität, auf Praktiken der Vermarktung und Eventisierung. Dabei wird die Intimität des Leidens, die sich als Erlebnishorizont massenmedial vermittelt, in ihrer vermeintlichen Unmittelbarkeit aufgebrochen.