Museum Raum 04

Markus Wilfling: Fronleichnamshimmel, 2007

Widersprüche sind für den Glauben kein Hindernis – das gilt vor allem auch für die Bilder zwischen Inszenierung und Reduktion, zwischen Bilderverbot und Präsenz, zwischen Begreifen und Entschwinden. Diese Dialektik von Bildlosigkeit und Körperlichkeit wird niemals sonst so stark inszeniert wie beim katholischen Fronleichnamsfest. Religiöse Bilder scheitern und sind gleichzeitig für die religiöse Vorstellung notwendig: Der Grazer Künstler Markus Wilfling hat für eine Hörinstallation beim Symposium „Mein Bild – Meine Religion“ sechs „Fronleichnamshimmel“ installiert, unter denen Texte von LiteratInnen und KunstwissenschafterInnen aus Europa zu hören waren. Diese handelten von Bildern aus der Kunstgeschichte, denen diese zutrauen, dass sie eine bestimmte Idee von Religion verdeutlichen oder eine neue Idee von Religion markieren. Wilfling nahm die Idee des „Himmels“ auf, den ein tragbarer Baldachin bezeichnet, unter dem das Allerheiligste getragen wird. Die Kostbarkeit der Brokat-Stoffe mit ihren reichen Verzierungen in barocker Tradition nimmt Wilfling in das schwarz durchschimmernde Netz seiner Himmelsbedeckung zurück, die eher an erotische Wäsche gemahnt als an Gold.

Markus Wilfling

geboren 1966 in Innsbruck, Österreich, lebt und arbeitet in Graz. Nach der Meisterschule der Malerei bei Gerhard Lojen studierte er Bildhauerei bei Bruno Gironcoli an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Für seine Arbeiten wurde er unter anderem mit dem Förderungspreis der Stadt Graz für Bildende Kunst sowie dem Kunstpreis der Diözese Graz-Seckau ausgezeichnet. An der Meisterklasse für Bildhauerei der HTBLA-Ortweinschule lehrt er Bildhauerei. Seine Arbeiten wurden in vielen Einzelausstellungen gezeigt. Einer großen Öffentlichkeit wurde Wilfling 2003 durch den „Uhrturmschatten“ im Programm von „Graz 2003-Kulturhauptstadt Europas“ bekannt. Im KULTUM wurden seine Arbeiten 2003 in der Ausstellung „Wo alles wahr ist, auch das Gegenteil“ zum Kunstpreis der Diözese Graz-Seckau, 2007 in der Fronleichnamsinstallation „Himmel“ (im Rahmen von „Mein Bild-Meine Religion“, 2010 bei „RELIQTE“ gezeigt. Beim Kunstwettbewerb „1+1+1=1 Trinität“ (2011) erhielt Wilfling mit seiner Arbeit „Wir sind da“ den 2. Preis. Weiters wurde Wilfling in der Ausstellung “Glaube Liebe Hoffnung” (2018) gezeigt.

born in Innsbruck, Austria, in 1966; lives and works in Graz. And studied Sculpture with Bruno Gironcoli at the Academy of Fine Arts Vienna after attending the Master School for Art and Design (Painting) with Gerhard Lojen. He received for his works i.a. the Advancement Award for Visual Art of the City of Graz and the Art Award of the Diocese of Graz-Seckau. He teaches Sculpture in the master class of the HTBLA-Ortweinschule, Graz. His works have been shown in many solo exhibitions. Through “Shadow of the Graz clocktower” in the frame of Graz 2003 – European Capital of Culture he became known to the general public. He was shown in the KULTUM in the frame of the exhibition “WO ALLES WAHR IST, AUCH DAS GEGENTEIL“ (2003) in the frame of Art Award of the Diocese of Graz-Seckau, with the Corpus Christi installation “Himmel” in the frame of “Mein Bild-Meine Religion“ (2007), and in the exhibition “RELIQTE“ (2010). He won the 2nd prize in the frame of the art competition “1+1+1=1 Trinity“ (2011) with his work “Wir sind da“ (We are here).

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Markus Wilfling: Corpus Christi Heavens, 2007

Contradictions are no obstacles for belief—above all, this also goes for the images between mise-en-scène and reduction, between Aniconism and presence, between grasping and disappearing. This dialectics of absence of pictures and physicality is never as powerfully staged as in the Catholic Feast of Corpus Christi. Religious images are doomed to failure and are at the same time necessary for religious imagination: The Graz-based artist Markus Wilfling installed six “Corpus Christi Heaven” for a listening installation in the frame of the symposium “Mein Bild – Meine Religion“, beneath which one could listen to texts by European writers and art historians. These dealt with images from art history they trust to be able to clarify a specific idea of religion or to mark a new idea of it. Wilfling picked up the idea of “heaven”, which is defined by a portable canopy under which the sanctum is carried. He withdraws the preciousness of the brocade fabrics with its rich ornaments in the tradition of the Baroque into the black transparent mash of his heavenly covering, which rather reminds of erotic lingerie than of gold.

Text aus | Text from: Johannes Rauchenberger: Gott hat kein Museum. Religion in der Kunst des beginnenden XXI. Jahrhunderts. | No Museum Has God. Religion in Art in the Early 21^stCentury. (IKON. Bild+Theologie, hg. von | ed. by Alex Stock und Reinhard Hoeps), Verlag Ferdinand Schoeningh, Paderborn 2015, S. | p. 476.