m Wechsel zwischen Schärfe und Unschärfe suggeriert eine Operationslampe einen narkotischen Schwebezustand. Dazu sprechen verschiedene Stimmen einmal zögernd, das andere Mal mit sicherer Stimme Buchstabe für Buchstabe den ersten Satz des erhabenen Textes des Johannesprologs: „I.N.T.H.E.B.E.G.I.N.N.I.N.G.W.A.S.T.H.E.W.O.R.D“ („I.M.A.N.F.A.N.G.W.A.R.D.A.S.W.O.R.T“)! Die Lampe ist in der Symbolik christlicher Ikonografie auch als Auge Gottes lesbar, als Auge, das spricht – für einen Prozess des Aufwachens oder für den operativen Eingriff.
Den britischen Künstler Mark Wallinger interessieren an der Religion die Grenzen und die Widersprüche von Erkenntnis: In dieser Versuchsanordnung wird das Etikett einer mit Wasser gefüllten, auf einem Spiegel stehenden Flasche erst im Spiegelbild lesbar: „SPIRIT“. Die Doppeldeutung spielt nicht nur auf das vor allem im Johannesevangelium beschriebene Paar von Wasser und Geist an, sondern auch auf die Transformation von Wasser in Geist. Im Spiegel wird das „Wasser“ der Flasche als „Geist“ deklariert. Erst auf dem Spiegel, beim Gelesen- und Gesehenwerden, schließt sich der Kreis. Aus Wasser wird Geist, wird Kunst. Hinunter und herauf, der Geist trifft das Gesehene in der Illusion. Widersprüche sind für den Glauben kein Hindernis: Die Realität ist nicht das, was wir sehen. Die Illusion ist in der Sinnkonstruktion eine konstruktive Partnerin.