Zärtlich streichelt sich eine Nonne über ihr Haupt, welches bedeckt ist von ihrem Schleier, dem Kleidungsstück ihrer Identität als Nonne. „Veil is my hair“: der Nonnenschleier, einst für die Trägerinnen ein sichtbarer Ausdruck der Hingabe an die göttliche Welt, hat in der radikalen Sexualisierung der Gegenwart eine Bedeutungssprengung erfahren, indem er ausschließlich als Symbol des Kontrasts rezipiert wird: als Absage ans Begehren. Doch hier sehen wir zwei Frauenhände, die ihr imaginiertes Haar ganz zärtlich fassen. Um nicht berührt zu werden, berühren sie ihr Haar, den Schleier. Voll Stolz über so viel Pracht. Widersprüche sind hier kein Hindernis.
Die Krakauer Künstlerin Marta Deskur überrascht in ihren Fotoarbeiten in den für sie typischen Leuchtkästen mit Bildfindungen, die man eher von der Malerei als von der Fotografie erwarten würde. Ihre beiden Leuchtkästen „Polish Landscape“ und „Pilgrimage“ verstören die idyllische Landschaftsszenerie auf der Rast am Pilgerweg, die man nicht unbedingt als solche erkennen würde – selbst in Polen nicht, schließlich nimmt auch dort die Säkularisierung ihren Lauf. Eine weißgekleidete Figur in dem einen Bild und mehrere seriell angeordnete weiß gekleidete Figuren im anderen levitieren über der Landschaft, wobei jeweils eine Magnolienblüte im Falle eines Absinkens den rettenden Fallschirm bildet. Einmal, in der Pilgerschaft, ist es eher ein Brautkleid, das andere Mal ist es, im Falle der schönen polnischen Landschaft – das Schultertuch lässt daran denken – eine gleichgeschaltete Serie von Papstsoutanen. Wer sie ausfüllt wird uns nicht verraten. Naheliegend ist, dass es der mittlerweile selige Papst aus Polen ist. Aber: Nicht nur seine Serialität in Polen, auch die Serialität der päpstlichen Sukzession geht längst weiter.