Museum Raum 05

Lidwien van de Ven: Promised Land/Palestine, 2003

Subtil und beinahe kommentarlos zeigt die Künstlerin mit einem einzigen Panorama den Nahostkonflikt auf, ohne ihn vorzuführen.

Dass Religion und Politik aufs Engste verbunden sind, ist auch ein entscheidendes Erbe der Bibel. Denn die Verheißung, die Gott seinem Volk in Aussicht stellt, ist Land. „Promised Land“ – das Land der Verheißung, gehört zum Grundnarrativ der Exodus-Erzählung für das Volk der Israeliten. An jenem Punkt, an dem Moses das erste Mal dieses verheißene Land erblickt, am Berg Nebo, fotografierte die niederländische Künstlerin Lidwien van de Ven das Panorama, wie es sich heute zeigt. Es ist ein Blick von Jordanien hinein in das von Israel besetzte Gebiet der West-Bank. Das erste Bild zeigt Wegweiser und die jeweilige Distanz zum angezeigten Ort. Das letzte Bild ist ein Nachtbild dieser Wüste in Langzeitbelichtung. Es geht um Zeit, um eine sehr, sehr lange Zeit, die unsere Vorstellung vom Verheißenen Land relativiert.

Lidwien van de Ven

geboren 1963 in Hulst, Holland, lebt und arbeitet in Berlin und Rotterdam. Sie studierte in Enschede und war für Stipendien- und Studienaufenthalte in Berlin und Paris. Van de Vens Kunstpraxis kennzeichnet sich durch ihre investigative Methode mit der sie politische und religiöse Themen sowie die medial ermittelten Realitätswahrnehmungen untersucht und fotografisch festhält. Ihre im monumentalen Format ausgestellten Fotografien mit Motiven aus Europa oder dem Mittleren Osten sind kritische Verweise auf die medial vermittelten Realitätswahrnehmungen. Arbeiten der Preisträgerin des Dolf Henkes Award 2014 und Charlotte Köhler Award waren u.a. in Den Haag, Brüssel, New York, London, Paris und Stockholm, sowie auf der documenta XII zu sehen. Im KULTUM wurde Van de Ven in den Ausstellungen „WIE DU MIR. Gegenbilder für transkulturelles Denken und Handeln“ (2008), „IRREALIGIOUS! Parallelwelt Religion in der Kunst“ (2011/12), „reliqte, reloaded: Zum Erbe christlicher Bildwelten heute” (2015/16) und „VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel“ (2017) gezeigt.

born in Hulst, Netherlands, in 1963; lives and works in Berlin and Rotterdam. She studied in Enschede, Netherlands, and visited Berlin and Paris in the course of scholarships and study visits. Van de Ven’s artistic practice is characterized by her investigative method by means of which examines and captures political and religious subjects as well as the way the media perceive reality. The exhibited very large prints of her photographs showing subjects from Europe or the Middle East are critical references to the perception of reality communicated by the media. Works created by the winner of the Dolf Henkes Award 2014 and Charlotte Köhler Award have been presented i.a. in Den Haag, Brussels, New York, London, Paris and Stockholm, as well as at the documenta XII. Van de Ven’s works were presented in the KULTUM in the exhibitions “WIE DU MIR. Gegenbilder für transkulturelles Denken und Handeln“ (2008) and „IRREALIGIOUS! Parallelwelt Religion in der Kunst“ (2011).

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Text: Johannes Rauchenberger, aus: VERTRAUT UND FREMD. VULGATA 77. Zeitgenössische Zugriffe auf die Bibel im Dommuseum Mains (Publikationen des Bischöflichen Dom-und Diözesanmuseums Mainz, Bd. 11), Mainz 2019, S. | p. 32.