Museum Raum 08

Daphna Weinstein: Recreation, 5-teilig (englische, chinesische, polnische, afghanische und Promi-Mutter), 2010

Das Glück ist ohne Pardon: Gerät das „Kinderbekommen“ als der elementarste Zugang zu Fruchtbarkeit zum Kulturkonflikt? Die Perspektive von Nachkommenschaft löst in unseren Breiten jedenfalls Ängste aus. Kinder: zu viel von den einen, zu wenig von den anderen? Das Thema „Mutter“ ist keineswegs romantisch. Die aus Israel stammende Künstlerin Daphna Weinstein hat unterschiedliche Mutterbilder aus verschiedenen Kulturen mit der Schere aus Papier geschnitten und in Einmachgläser verpackt. „... die Mütter aus verschiedenen Lebensabschnitten und Kulturen blicken aus den Gläsern. Jedes Gefäß ist eine Welt für sich.“ Gibt es aus jener Kultur, in die wir mit den Rollen hineingeboren sind, kein Entkommen? Die Einmachgläser greifen zudem auch die klassisch-konservative Rollenverteilung als der Frau hinter dem Herd auf gezielte Weise auf. Festgeschriebene stereotype Mutterbilder werden von Weinstein aufgeschnitten, auseinander genommen und zur Konservierung abgelegt, ohne deren Verzahnung mit der Gegenwart auf poetisch-kritische Art sichtbar zu machen. Im Glas schwingt aber auch ein Anderes „ohne Pardon“ mit: Wird zukünftige Empfängnis überhaupt im Glas („In Vitro“) stattfinden? Wie wird eine hoch entwickelte Menschheit ihre Nachkommenschaft regeln?

Recreation, 5-teilig, (englische, chinesische, polnische, afghanische und Promi-Mutter), 2010, Papierscherenschnitte in Einmachgläsern KULTUMdepot Graz, aus: mutter. Neue Bilder in zeitgenössischer Kunst (2010) | Daphna Weinstein

Daphna Weinstein

geboren 1971 in Tel Aviv, lebt und arbeitet in Graz. Weinstein studierte an der Wimbledon School of Art sowie am Chester College in Liverpool. 2007 war die Künstlerin Stipendiatin des Landes Steiermark im Atelier Rondo. Ihre Werke wurden u.a. in Großbritannien, Österreich, Japan, Russland und Italien ausgestellt. Im KULTUM wurde Weinstein in den Ausstellungen „WIE DU MIR. Gegenbilder für transkulturelles Denken und Handeln“ (2008), „mutter. Neue Bilder in zeitgenössischer Kunst“ (2010), „IRREALIGIOUS! Parallelwelt Religion in der Kunst“ (2011/12), sowie in der Einzelausstellung „Daphna Weinstein: BERESHIT. Buchstäblich von Anfang an“ (2012), in der Gruppenausstellung „Shifting Constellations“ (2015), „reliqte, reloaded: Zum Erbe christlicher Bildwelten heute” (2015/16) und „VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel“ (2017) gezeigt.

born in Tel Aviv, Israel, in 1971; lives and works in Graz Weinstein studied at the Wimbledon School of Art, London, and at the Chester College, Liverpool. in 2007, she was a scholarship holder of the Provincial Government of Styria in the Atelier Rondo. Her works have been exhibited i.a. in the United Kingdom, Austria, Japan, Russia, and Italy. Weinstein’s works were shown in the KULTUM in the exhibitions “WIE DU MIR. Gegenbilder für transkulturelles Denken und Handeln“ (2008), “mutter. Neue Bilder in zeitgenössischer Kunst“ (2010), “IRREALIGIOUS! Parallelwelt Religion in der Kunst“ (2011); the solo exhibition “Daphna Weinstein: BERESHIT. Buchstäblich von Anfang an“ (2012) and the group exhibition “Shifting Constellations“ (2015).

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Daphna Weinstein: Recreation, 5 part (English, Chinese, Polish, Afghan and Celebrity Mother), 2010

Happiness has no mercy: Is “having children”, the most elemental approach to fertility, turning into a cultural conflict? At any rate, the idea of offspring is stirring anxiety in our part of the world. Children: too many of the ones, and too few of the others? The subject “mother” is by no means romantic. Daphna Weinstein from Israel cut out different pictures of mothers from different cultures from paper with scissors and stored them in preserving jars. “... the mothers in different periods of life and different cultures are looking out of the jars. Each receptacle is a world in itself.” Is there no escape from the culture we are born into with our respective roles? Moreover, the preserving jars pointedly take up the classic conservative role allocation of the woman behind the stove. Codified stereotyped mother images are cut up, taken to pieces, and filed away for conservation by Daphna Weinstein without making their interlinkage with the present visible in a poetical and critical manner. But something else is also resonating “without mercy” in the jar: Will conception happen in the tube (“in vitro”) at all in the future? How will a highly developed human civilization deal with reproduction?

Text aus | Text from: Johannes Rauchenberger: Gott hat kein Museum. Religion in der Kunst des beginnenden XXI. Jahrhunderts. | No Museum Has God. Religion in Art in the Early 21^stCentury. (IKON. Bild+Theologie, hg. von | ed. by Alex Stock und Reinhard Hoeps), Verlag Ferdinand Schoeningh, Paderborn 2015, S. | p. 808-809.