Museum: Raum 10

Günter Gutjahr: PAYAER PAINTING, 2004

Von niemandem bestellt, von niemandem angeregt, ohne feststellbaren Beginn, ohne dogmatistisches Konzept, ohne absehbares Ende malt Günther Gutjahr das Ave Maria fortwährend wie eine Malmaschine mit weißer Schrift auf tiefblauem Grund. Einzig die Entscheidung, zu welchem Zeitpunkt der Schriftpinsel mit frischer Farbe versehen wird, pendelt in der einen Bilderserie zwischen entschiedenem Zufalls-Generator-Prinzip und der schlichten Notwendigkeit, wenn die Farbe ausgemalt ist. Alles andere ist Wiederholung. Das in einem Zeitraum von fast 10 Jahren so unendlich oft Aneinandergereihte ereignet sich einfach. Als Impuls von unten her, als mögliche Eingebung von oben her handelt das ICH in der Blauzone dieser Bilder und schreibt das Ave Maria. Es ist längst kein Gebet mehr. Es wurde von niemandem bestellt. Morgen könne es aus sein, sagt Günter Gutjahr. Doch halte er dies plötzliche Ende für unwahrscheinlich. Der Spielraum für einen individuellen Eingriff scheint mittlerweile sehr schmal geworden zu sein. Es ist ein allmähliches Akzeptieren eines künstlerischen Vollzugs geworden, ein Einwilligen, Wiederholung geschehen zu lassen und ein Sich-zur-Verfügung-Stellen für die Erfahrung einer permanenten Gegenwart.

Prayer Painting, 2004, Öl auf Leinwand, 150x110 cm, KULTUMdepot Graz, Ausstellungsansicht: Günter Gutjahr: Gegrüßet seist Du Maria (2006) | Günter Gutjahr

Günter Gutjahr

geboren 1955 in Deutschlandsberg, Österreich, lebt und arbeitet in Thal bei Graz. Nach längeren Aufenthalten in Asien wandte er sich 1985 als Autodidakt der Malerei zu. Seit 1997 schreibt der Künstler unaufhörlich das „Ave Maria“ auf Leinwand, wobei das einzelne Werk dabei Ausschnitt eines Prozesses, eine Momentaufnahme eines langen Zyklus der Annäherung an die Substanz des Religiösen darstellt. Im KULTUM wurde Gutjahr in der Ausstellung „Günther Gutjahr: GEGRÜSSET SEIST DU MARIA“ (2005) und „RELIQTE“ (2010) gezeigt.

born in Deutschlandsberg, Austria, in 1955; lives and works in Thal near Graz. After longer stays in Asia, he turned to painting as an autodidact in 1985. The artist has never stopped writing the “Hail Mary” on canvas since 1997, whereby the individual work is a section of a process, a snapshot of a long series of approaches to the substance of religion. Gutjahr’s works were shown in the KULTUM in the exhibition “Günther Gutjahr: GEGRÜSSET SEIST DU MARIA“ (2005).

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Günter Gutjahr: PRAYER PAINING, 2004

Like a painting machine, Günther Gutjahr is painting the Hail Mary in white letters on deep blue ground—nobody has commissioned this, nobody has suggested this; there is no identifiable beginning, no dogmatic concept, and no foreseeable end. In this series of images, only the decision when to apply fresh paint to the writing brush oscillates between uncompromising random generator principle and simple necessity when the paint has been applied. Everything else is repetition. What has been so infinitely often stringed together over a period of almost 10 years simply happens. The SELF in the blue area of these paintings acts as an impulse from the bottom, or as possible inspiration from above, and writes the Hail Mary. It ceased to be a prayer long ago. Nobody has commissioned it. It could be over tomorrow, says Günter Gutjahr. But he considers this sudden end improbable. Meanwhile, there seems to be only very little room for individual intervention. It is accepting by and by an artistic performance, agreeing to let repetition happen and volunteering for the experience of a permanent present.

Text aus | Text from: Johannes Rauchenberger: Gott hat kein Museum. Religion in der Kunst des beginnenden XXI. Jahrhunderts. | No Museum Has God. Religion in Art in the Early 21^stCentury. (IKON. Bild+Theologie, hg. von | ed. by Alex Stock und Reinhard Hoeps), Verlag Ferdinand Schoeningh, Paderborn 2015, S. | p. 948-949.