Plakate motivieren, im schärfsten Fall agitieren sie auch. Für die politische Auseinandersetzung war eine agitatorische Bildsprache noch bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg selbstverständlich. „Die Kirche stammt nicht von roten Falken ab!“ hatte ein hochrangiger Kirchenfunktionär Harald Baloch zugerufen, als dieser das Grazer Stadtfest 1978 mit der Trias „Einladung – Begegnung – Brüderlichkeit“ (mit Gerhard Hirschmann) organisierte. Drei Jahre später war das „Fest der Brüderlichkeit“ zum Motto des steirischen Katholikentags (1981) erkoren.
Neben Festformaten, die die steirische Kirche in der Ära von Bischof Johann Weber prägte, waren es aber auch DIALOG-Formate, die von einem äußerst lebendigen Ausdruck für ein kooperierendes Existenzmodell von Kirche und Politik zeugen.
Allen voran: Der „Tag der Steiermark“ (1993), bei dem der Medienkünstler Richard Kriesche die Mutationen des DIALOG-Logos entworfen hat. Franz Küberl war damals der verantwortliche Generalsekretär der Katholischen Aktion.
In der Ausstellung kommen deshalb Persönlichkeiten zu Wort, die das öffentliche Erscheinungsbild der steirischen Kirche wesentlich mitbestimmt haben – aus heutiger Sicht „alte weiße Männer – sorry Jungs!“ (Kati Leinfellner, Facebook-Eintrag vom 29.10.2022). Doch da wir hier ein Museum spielen: Ein Lob so manchem weißen Mann!
Für Harald Baloch etwa, der für fast alle kreativen Neuansätze der Katholischen Kirche in der Steiermark in den letzten 50 Jahren intellektuell mitverantwortlich war, war in seinem Engagement der Spiel-Begriff leitend: „Die Gesellschaft kann nach Friedrich Schiller nur spielerisch verändert werden.“
Baloch erzählt Episoden aus dem „Grazer Stadtfest“ (1978), dem „Steirischen Katholikentag“ (1981) und der „II. Europäischen Ökumenischen Versammlung“ (1997). Franz Küberl gibt über den "Tag der Steiermark" (1993) Auskunft. Beide sind, gemeinsam mit Social-Media-Expertin Kati Leinfellner, in der ersten Kuratorenführung nach Weihnachten mit Johannes Rauchenberger am 28. Dezember zu Gast.