"AUSLÖSCHUNG" als Kunstprinzip: Artist Talk with Zlatko Kopljar und Kuratorenführung mit Johannes Rauchenberger
Am 23. November ist Zlatko Kopljar in Graz: Kurator Johannes Rauchenberger befragt ihn über AUSLÖSCHUNG als künstlerisches Prinzip in seinem Werk, das gerade in der Malerei der letzten Jahre eine völlig neue Dimension erreicht hat. Mit "Disturbances" betitelt, evozieren die Bilder im Franziskussaal Frieden, Spiritualität und Erhabenheit.
AUSLÖSCHUNG: Der Ziegelturm im Hof vor dem Minoritensaal ist eine der 22 „Konstruktionen“ des kroatischen Künstlers Zlatko Kopljar, der im KULTUM seit dem steirischen herbst auf drei Etagen ausgestellt wird: Ausgelöscht sind längst die Hersteller dieser Ziegel. Ausgelöscht ist vielfach auch die Erinnerung, gegen die sich der Künstler zur Wehr setzt: Es breitet sich dabei ein künstlerisches Werk aus fast vier Jahrzehnten aus, die die Frage nach der Rolle der Kunst in einer heutigen Gesellschaft stellt, die bedrohlich an ihren Fundamenten des Zusammenlebens sägt: Kopljars Werk setzt sich mit den Themen Schuld und Opfer nach der Erfahrung des Krieges auseinander, mit Werten in einer postkommunistischen und einer kapitalistischen Gesellschaft, mit Ethik und vor allem mit der Sehnsucht nach Orientierung. Transzendenz, Erhabenheit und Rituale spielen dabei eine große Rolle. Der Künstler setzt sich gegen Auslöschung dieser Themen vielfach zuwehr.
AUSLÖSCHUNG gilt aber auf spezifische Weise auch für Kopljars eigenes künstlerisches Schaffen: Nach der Inszenierung als Performer, später als Lichtfigur, werden bildhauerische Modelle entworfen, die die Frage und die Bergung von Kunst sehr grundsätzlich stellen: Das MoMA in New York und die Tate Modern in London werden zu Reliquiaren in dieser Schau. Schließlich verabschiedet sich Kopljar auch von dieser Form von Kunst und beginnt eine Phase als Maler. Diese Gemälde, die seit 2021 entstehen, sind das erste Mal überhaupt in dieser Ausstellung (im großen Ausstellungssaal) zu sehen.