2. Tage der afrikanischen Literaturen
„Stories are critical, Kirabo. The minute we fall silent, someone will fill the silence for us.”
Mit Sätzen wie diesen steht Jennifer Nansubuga Makumbis literarisches Schaffen emblematisch für die Relevanz von afrikanischer postkolonialer Literatur. So wie ihre Protagonistin Kirabo lernt, dass ihr Wissen über Frauen und damit über sich selbst aus jahrhundertelanger Geschichte erwachsen ist, dass Leerstellen keine Versehen sind, dass Geschichte Macht ist; so müssen auch wir lernen, dass es einen Unterschied macht, wer Geschichte(n) schreibt. Die Tage der afrikanischen Literaturen des Vereins Chiala richten den Blick auf solche vermeintlichen Leerstellen und zeigen, wie zahlreich und divers eben jene Geschichten sind, die von eurozentrischen Perspektiven und hegemonialen Narrativen verdeckt werden. Fünf AutorInnen der afrikanischen Diaspora werden dabei einen Einblick in ihre Werke geben, die deren vielfältigen Erfahrungen und Lebensgeschichten widerspiegeln. Gemein ist ihnen, dass sie aus Europa auf Afrika blicken und darüberschreiben. Was bedeutet das für ihre Literatur? Welche Standpunkte und Perspektiven nehmen sie ein? Sehen Sie sich als afrikanische LiteratInnen? In der Podiumsdiskussion am Sonntagvormittag werden die AutorInnen zusammen mit dem Professor für Literaturwissenschaft Rémi Tchokothe diskutieren, auf welche Weise ihr literarisches Schaffen von Europa und ihrem Leben in Europa geprägt ist.
Einen Einblick in ihre Bücher und Geschichten geben die AutorInnen bei einer gemeinsamen Lesung am Samstagabend. Die einzelnen Werke stehen dabei nicht in direkter Verbindung zueinander, nehmen jedoch alle das Leben in Afrika oder in der afrikanischen Diaspora in den Blick. Den finalen Abschluss der Veranstaltung am Sonntag bildet die musikalische Lesung von Fiston Mwanza Mujilas neuem Buch „Tanz der Teufel“ gemeinsam mit dem Saxophonisten Patrick Dunst.
Auch für junge Gäste bieten die Tage der afrikanischen Literaturen etwas Besonderes. Der in Linz lebende, ghanaische Kinderbuchautor Patrick Addai bringt durch seine farbenfrohen Geschichten und Märchen die traditionelle Erzählkunst der Ashanti nach Österreich. Kinder jeglichen Alters können sich am Samstagvormittag von seinen von Witz und Schlauheit strotzenden Geschichten verzaubern lassen und erfahren wie in anderen Teilen der Welt Geschichte(n) erzählt werden.
Die Veranstaltungen werden begleitet von der musikalischen Untermalung des Gitarristen und Sängers Pascal Lopongos. Durch ein „afrikanisches“ Buffet wird außerdem eine Atmosphäre geschaffen, die zum Verweilen und einem gemeinsamen Austausch einlädt. Interessierte können außerdem am Schreibworkshop „Diversitätsschreiben - Gemeinsam Stärke entdecken“ teilnehmen. Unter der Leitung von Ishraga Mustafa Hamid können TeilnehmerInnen dabei mithilfe einer Tandemmethode gegenseitig ihre Lebensgeschichten erarbeiten und schriftstellerisch tätig werden.
Leonie Melk und Simon Dippold