Pilgern mit Irrwegen - Ein Muslim auf dem Jakobsweg

Ein Muslim auf dem Jakobsweg? Das klingt zunächst wie ein Experiment. Doch genau diesen Selbstversuch wagte der renommierte Theologe Prof. Mouhanad Khorchide – und das Publikum der Hybrid-Veranstaltung am Afro-Asiatischen Institut am 29.01.2025 wurde Zeuge einer ebenso unterhaltsamen wie tiefgründigen Pilgerreise.
Khorchide packte seine Koffer, schnürte die frisch gekauften Wanderschuhe – und machte erst einmal „alles falsch“. Er dachte, Pilgern funktioniere wie in Mekka: Man reist zum Zielort und beginnt dort die heilige Erfahrung. Erst vor Ort in Santiago de Compostela wurde ihm klar, dass die vielen Hinweise auf gutes Schuhwerk wohl doch einen Sinn hatten. Also drehte er kurzerhand um und lief den Weg zurück. Eine ungewöhnliche, aber durchaus konsequente Art, das Pilgern zu beginnen!
Besonders schmunzelwürdig: Seine Mutter sorgte sich. Ihre größte Angst? Dass ihr Sohn am Weg konvertiert! Zum Glück konnte er sie beruhigen: Auch nach all den Kilometern blieb er fest in seinem Glauben verwurzelt – und fand gleichzeitig einen neuen Blick auf das Pilgern.
Seit dieser Erfahrung treibt ihn der Gedanke herum, wie man Pilgern interreligiös gestalten kann. Vielleicht, indem man den gemeinsamen Kern dieser Erfahrung betont: das Suchen, das Innehalten, die Begegnung mit anderen und mit sich selbst?
Khorchides Reise zeigte eindrucksvoll, dass spirituelle Wege keine Glaubensgrenzen kennen – und dass man manchmal erst in der Verwirrung Erkenntnis findet.