Neue Musik am KULTUM stellt Werke vor, von denen wir meinen, dass sie künstlerisch herausragend sind oder in einer besonderen Weise innovativ. Sowohl notierte Kompositionen als auch elektroakustische und algorithmische Werke wollen wir hörbar machen bzw. in Form von Künstlerinnengesprächen und Programmmoderationen kurz vorstellen. Unser Fokus liegt dabei auf komponierten bzw. notierten Werken, die inmitten unserer Gegenwart in Graz entstehen oder in der jungen Vergangenheit geschrieben wurden. Demgegenüber lassen wir auch immer wieder Klassiker der Neuen Musik treten.
Das KULTUM arbeitet eng mit exzellenten KünstlerInnen aus der Region zusammen und kooperiert mit zahlreichen Institutionen und Vereinen, die sich dem zeitgenössischen Musikschaffen widmen, wie dem IEM, der anderen saite, der ÖGZM etc.
Am 20. Jänner eröffnete das Konzert »Small Robots« des LIZARD Ensembles die Saison 2023 der KULTUM Neue Musik Sparte. Das mit Basszither, Akkordeon und Elektronik besetzte Ensemble aus Linz spielte Werke von Enrique Mendoza Mejía, Tobias Leibetseder, Katharina Klement, Max Riefer und Katharina Roth. Zugleich war dies die letzte, noch vom scheidenden Kurator Christoph Renhart oragnisierte Veranstaltung.
Kurz darauf folgte am 23. Jänner mit »high-end Low End” der kuratorische Einstand von Benedikt Alphart. Im, mit 60 Besucher:innen restlos ausverkauften Cubus wurde ein „Acousmonium“ – ein 16-„köpfiges“ Lautsprecherorchester – aufgebaut, mit dem elektronische Werke in Echtzeit von Roman Gavryliuk räumlich interpretiert wurden. Den umherschwirrenden Klängen gesellte sich auch der Kontrabass von Juan Pablo Trad Hasbun hinzu, mit dem er zwei neue Werke für Kontrabass und Elektronik der in Graz lebenden Komponisten Pablo Mariña und Sepher Karbassian interpretierte.
Am 22.Februar gestaltete KULTUM das Musikprogramm des Kunst-Aschermittwochsgottesdienst in der Grazer Kirche St. Andrä mit. Dem Thema Verletzlichkeit näherten sich dabei die beiden Geigerinnen Judith Fliedl und Alyona Pynzenyk mit Luigi Nonos fein, filigranem Werk »Hay Que Caminar - soñando«. Die, in die Liturgie eingebettete, Aufführung des dreiteiligen Werkes stieß auf positive Resonanz des Publikums, das besonders auch die „mutige“ Auswahl des musikalischen Rahmens lobte.
Ein weiteres erfreulich großes Besucher:innenaufkommen brachte das Gastspiel des Ensemble Schallfeld am 13. März 2023. Das Publikum (68 Personen) ließ es sich diesmal auch nicht nehmen, noch Plätze im Durchgang zum an den Cubus angrenzenden Ausstellungsraum zu finden, um dem, in Streichtrio-Stärke vertretenen Ensemble zu lauschen. Kurator Benedikt Alphart führte mit Interviews mit den anwesenden Komponisten Franck Bedrossian und Lorenzo Troiani durch den Abend, an dem außerdem noch Stücke von Salvatore Sciarrino und Giacinto Scelsi erklangen.
Ebenfalls im März (27.03.) präsentierte das Ensemble Zeitfluss unter der Leitung von Edo Micic sein Programm »Rain Coming« im Großen Minoritensaal. Dabei kamen Werke der in Graz bzw. Österreich lebenden Komponist:innen Shiqi Geng, Sophie Reyer und Orestis Toufektsis zur Uraufführung. Michaela Frühstück übernahm für die erkrankte Komponistin den Part der Sprecherin in Sophie Reyers »Balz und Engel«, in dem Literatur und Musik verschmolzen wurden. Das Konzert-titelgebende Stück von Tōru Takemitsu rundete den Abend ab.
Audiovisuelles bot am Pfingstsonntag (28.05.) das Konzert »Sappho, Desire, Love Unsung« der in Graz lebenden Komponistin Tamara Friebel. Im Abendfüllenden Stück »Awakened Flutters« erkundete die Komponistin mit Sopran (Kaoko Amano), Violine (Marianna Oczkowska) Elektronik und Video (beides Tamara Friebel) die Gedichtfragmente der alt-griechischen Dichterin Sappho.
Als wiederkehrender Fokus in unserer Programmgestaltung fanden 2023 bereits zum 2. Mal die »Tage der Neuen Klaviermusik Graz« von 02. bis 03. Juni 2023 statt. Das Festival, das diesmal im großen Minoritensaal stattfand, bot insgesamt vier herausragende Konzerte, die sich auch um die individuellen ästhetischen Schwerpunkte junger Pianist:innen mit Graz Bezug drehten. Neben den Solo-Recitals von Forrest Moody und Milica Zakic, die Zeitlichkeit und die vielfältigen Spieltechniken des Klaviers in den Fokus rückten, und dem Eröffnungskonzert in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für zeitgenössische Musik wurde das Festival erneut von einem Kompositions-Wettbewerb begleitet, dessen Finale im Rahmen der »Tage der neuen Klaviermusik« ausgetragen wurde. Die KUG-Student:innen Juan Sarmiento und Dilay Doğanay bekamen den mit jeweils € 500,- dotierten Jury- respektive Publikumspreis zugesprochen.
Neben den hervorragenden Pianist:innen, der tollen Akustik des Saals und den vielfältigen Programmen war erneut der große Zuspruch des Publikums erfreulich, das für großartige Stimmung sorgte.
Am 19. Oktober 2023 gastierte das Wiener Ensemble Studio Dan im Cubus. Das außergewöhnliche Programm bestand aus rein algorithmisch, computergenerierten Kompositionen des griechischen Komponisten Iannis Xenakis, die vom Ensemble eindrucksvoll interpretiert wurden. Es handelte sich hierbei allerdings nicht um Xenakis Kompositionen aus den 80ern. So ließ der Komponist Christof Ressi die alte Musiksoftware, die Xenakis damals in Zusammenarbeit mit IBM entwickelte, wieder auferstehen und ermöglichte damit die Präsentation von 6 gänzlich neuen Kompositionen für variierende Besetzungen. Nicht nur das Konzert, sondern auch der Vortrag, den Cristof Ressi davor hielt, erfreuten sich regem Publikumszuspruch.
Im vollen CUBUS gastierte das Ensemble Coincidence am 30. Oktober 2023 im KULTUM. Das Programm war dabei gänzlich Graz lastig: Werke von Claudia Cañamero Ballestar, Davide Coppola, Victor Morato, Shiri Riseman und Sergi Puig Serna gelangten zur Uraufführung. Mit ihrer sympathischen Art führte das Ensemble auf der Bühne auch Gespräche mit den Komponist:innen über die gemeinsame Arbeit und begeisterte nicht zuletzt dadurch das Publikum.
Den Weg aus Tirol trat am 27. November 2023 das Ensemble WirkWerk an, um mit ihrem Programm „Hirn oder Hirnlos“ Werke für Klaviertrio und Elektronik bzw. audiovisuelle Werke zu präsentieren. Mit viel Elan gingen sie auch an die Musikvermittlung heran und boten mit Moderation neue Zugänge zu den Werken. Zum Anlass ihres Gastspiels im KULTUM nahmen sie mit „Lokale Orbits | Trio“ von Daniel Mayer und „EAVIIP#1“ von Andreas Trenkwalder auch zwei Werke Grazer Komponisten in ihr Programm auf.
Am 01. Dezember 2023 präsentierten KUG-Professor Clemens Gadenstätter und die Literatin Lisa Spalt in einer spartenübergreifenden Veranstaltung (Konzert/Lesung) ihr neues Live-Hörspiel „Break Eden.“ Das Zusammenspiel von Text und Musik und deren Verflechtung beeindruckte das Publikum. Mit Coalescence präsentiert vom Grazer LaKT Ensemble fand am 11. Dezember das letzte Konzert 2023 im KULTUM statt. Bei vollem Haus wurde ein intermediales Programm geboten, das Improvisation und performative Elemente in der Musik miteinbezog. Das Ensemble, aus Komponist:innen, Tänzerinnen und Musiker:innen bestehend, studierte dabei neue choreographien und Kompositionen ein, die eigens für diesen Anlass entworfen wurden.
Am 2. März 2022 gestaltete das KULTUM das Musikprogramm des Aschermittwochgottesdiensts in der Grazer Kirche St. Andrä mit. Die Geigerin Daniela Hölbling spielte zeitgenössische Werke für Solovioline von Tomasz Skweres, Kaija Saariaho und des Grazer Komponisten Klaus Dorfegger neben Bachs Partita in d-Moll. Besonders erfreulich war der positive Nachhall der musikalischen Interpretationen: Die vom KULTUM engagierte Musikerin wurde infolge mit diesem Soloprogramm zum renommierten Musikfestival Warschauer Herbst 2022 eingeladen.
Das KULTUM vergab heuer vier Kompositionsaufträge an die Komponist:innen Benedikt Alphart, Alyssa Aska, Matthias S. Krüger und Leonard Erdödy. Das neue Streichquartett von Matthias S. Krüger wurde am 18. März 2022 durch das Ensemble LUX im Cubus erfolgreich zur Uraufführung gebracht. Darüber hinaus war ein weiteres Streichquartett von Thomas Wally zu hören, sowie zwei Streichtrios von Richard Dünser und Alfred Schnittke. Kurator Christoph Renhart führte ein Bühnengespräch mit den anwesenden Komponisten (Dünser, Krüger und Wally).
Die anderen vom KULTUM in Auftrag gegebenen Kompositionen wurden im Rahmen der 1. Blumenbergtage am 29. September 2022 im großen Minoritensaal von Diego Garcia Pliego (Saxofon), Filip Novakovic (Akkordeon) und Benedikt Alphart (Klangregie) uraufgeführt. Diese Veranstaltung fand in enger Zusammenarbeit mit der Sparte für Literatur statt. Die neuen Werke bezogen sich auf die ebenfalls vom KULTUM beauftragten Texte von Lucas Cejpek und Hanno Millesi, die die beiden Autoren selbst vortrugen.
Am 5. Oktober 2022 gastierte das israelische Meitar Ensemble im großen Minoritensaal. Am Programm standen Werke von Talia Amar, Ziv Cojocaru, Amos Elkana, Manuela Kerer und Hannes Kerschbaumer. Edo Frenkel dirigierte das Konzert, das in Kooperation mit der ÖGZM und der Internationalen Paul Hofhaymer Gesellschaft stattfand. Vor dem Konzert gab der israelische Komponist Amos Elkana eine Lecture im Cubus.
Bei zwei Konzerten am 26. April und am 9. November 2022 kooperierte das KULTUM mit dem Grazer Ensemble Zeitfluss. Edo Micic leitete das erste Konzert, in dem Werke von Paul Hindemith, Milica Vujadinovic (UA), Yulan Yu und Klaus Lang gespielt wurden; Antanina Kalechyts dirigierte am 9. November 2022 Werke von Alyssa Aska, Sara Glojnaric, Marko Markus, Daniel Moser und Weiwei Xu.
Darüber hinaus fanden weitere Konzerte in Kooperation mit dem Vokalensemble Cantando Admont und dem Ensemble echo_von_nichts statt. Ende des Jahres übergab Christoph Renhart die Kuratierung der Sparte Neue Musik an den Grazer Komponisten Benedikt Alphart.